Jahrelang haben BMW und Daimler ihr Engagement beim Car-Sharing als Erfolgsgeschichte verkauft. Diese wurde mit wachsenden Kundenzahlen, immer mehr Städten und größeren Flotten unterfüttert. Mit der Zusammenlegung von Car2go und Drive Now zu Share Now im Februar des Jahres schien auch eine Verbesserung der Kostensituation möglich. Nun aber haben Daimler-Chef Ola Källenius und BMW-Chef Oliver Zipse die Reißleine gezogen. Angesichts immenser Ausgaben für Zukunftstechnologien sind sie nicht länger bereit, defizitäre Geschäftsmodelle zu unterstützen. Ein längst überfälliger Schritt.
Statt großer Euphorie angesichts zukünftiger Mobilitätskonzepte macht sich zunehmend Ernüchterung breit. Zwar existieren viele Ideen zur Entlastung der Innenstädte von Taxidiensten wie Uber oder Free Now über Sammelfahrten mit der VW-Marke Moia, die vom Algorithmus gesteuert werden, bis hin zum stationsunabhängigen Carsharing. Doch Geld verdienen lässt sich damit bisher kaum, wie auch an den Milliarden-Verlusten von Uber abzulesen ist. Die Wettbewerber liefern sich einen ruinösen Preiskampf. Dazu kommt der extrem große Aufwand für die Dienste. Fahrzeug-Flotten müssen betrieben und gewartet werden, mit jeder lokalen Regierung müssen Verträge ausgehandelt werden. Und nur wer die Pendlerströme exakt kennt, hat überhaupt eine Chance zu bestehen.
Es war richtig von Daimler und BMW, bei neuen Mobilitätskonzepten Flagge zu zeigen. Genau so richtig ist es nun, sich auf die Regionen konzentrieren, die zumindest in absehbarer Zeit Profitabilität versprechen. Gut möglich, dass das stationsunabhängige Carsharing in ein paar Jahren gar keine Rolle mehr spielt oder höchstens noch Teil des öffentlichen Nahverkehrs ist. Denn der Beitrag zur Entlastung der Städte vom überbordenden Verkehr ist gering. Und bei Einnahmen von ein paar Euro pro Fahrt müssen schon sehr viele Fahrzeuge sehr lange unterwegs sein, um richtig Geld einzuspielen. Da dürfte es für Daimler-Chef Ola Källenius und BMW-Chef Oliver Zipse deutlich einfacher sein, eine S-Klasse Maybach oder einen gut ausgestatteten Siebener nach China zu verkaufen, um die Rendite zu verbessern. Darauf sollten sich beide in Zukunft konzentrieren.
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