Die Chinesen sollen Sportwagen lieben lernen

Der berühmteste Gast des Abends ist Patrick Dempsey. Der US-Schauspieler ist gekommen, um die Eröffnungsfeier des "Porsche Experience Center" in Schanghai mitzumachen. Dempsey ist bekennender Rennfahrer und einige Frauen behaupten, er sehe im Rennanzug noch besser aus als im Arztkittel. Doch als er an einer Gruppe junger Chinesen vorbeikommt und herzlich grüßt, schauen die nicht einmal auf. Der Marktwert des 52-Jährigen ist in China weniger hoch als im Westen.

Porsche hat dieses Problem nicht, der Stuttgarter Hersteller ist im Reich der Mitte gut bekannt. Doch die Herausforderung ist eine andere: Porsche als das wahrzunehmen, was sein Erbe ist – als Sportwagenhersteller.

Denn bislang verkaufen die Zuffenhausener in China vor allem SUV. Der Macan steht an Nummer eins, der Cayenne an Nummer zwei der internen Hitliste. "Wir haben die Aufgabe, den Markenwert von Porsche als Sportwagenhersteller zu steigern", sagte Marketing- und Vertriebsvorstand Detlef von Platen auf der Eröffnungsfeier in Schanghai.

Mit dem "Porsche Experience Center" soll das gelingen. Das "Erlebniszentrum" ist dazu da, Fans und potenziellen Kunden den Spaß am Fahren beizubringen. Das Center liegt am hauseigenen Rennkurs (1,4 Kilometer lang), hat Schulungsräume, eine Motorsport Zone mit Simulatoren großer Rennstrecken wie Silverstone und Le Mans, ein Restaurant, ein Café, einen Shop, ein Kino und oben eine Lounge mit Blick auf den Kurs, wo man bei Billard und Zigarren Gentleman spielen kann. Mehr als 20.000 Besucher soll es jährlich anziehen.

Auf dem Rennkurs, rund 35 Kilometer vom City-Center entfernt, können die Gäste zur Verfügung gestellte Porsches testen. 90 Minuten Fahrspaß kosten immerhin rund 300 Euro. Für Topmodelle wird es noch etwas teurer. Wer will, kann seinen eigenen Wagen mitbringen. "Gerade in der immer digitaler werdenden Welt wird es wichtiger, die echte Lebenswelt und die Faszination von Porsche hautnah erleben zu können", sagt von Platen. Wenn er von "Visits" spricht, meint er echte Gäste – und keine Website-Besucher.

Ein Autohändler ist nicht direkt angeschlossen. Doch eine edle Fitting Lounge im Center hilft potenziellen Kunden bei Auswahl und Ausstattung. Hier demonstrieren die Mitarbeiter, wie das Traumauto des Kunden aussehen könnte.

Porsche hat 2017 genau 71.508 Autos in China verkauft. Davon waren 57.578 Macans und Cayennes. Daher will sich Porsche auch verstärkt als Sportwagenmarke präsentieren, um den Absatz der schnellen Modelle zu befördern. Im Jubiläumsjahr – Porsche hat genau vor siebzig Jahren seinen ersten Sportwagen (356/001) zugelassen – besteht hier laut von Platen eine besondere Möglichkeit.

Umgerechnet 25 Millionen Euro hat das Center gekostet. 100.000 Quadratmeter, 70 Mitarbeiter hat es. Schanghai ist das sechste weltweit, neben Atlanta, Le Mans, Leipzig und anderen.

Und von Platen kündigte bereits das siebte an: Ende 2019 soll es am Hockenheimring eröffnet werden. Die legendäre Rennstrecke liegt nur eine Fahrstunde vom Standort Zuffenhausen entfernt.

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