Bis zu 3000 Euro zahlen die großen deutschen Autobauer BMW, Daimler und Volkswagen, um Kunden in den 15 Städten mit besonders starker Luftverschmutzung zu unterstützen.
Angesichts der zahlreichen betroffenen Autos dürfte das eine hohe Summe ergeben. Dennoch gibt es bereits am Morgen nach der Einigung breite Kritik – sie sei unzureichend, komme zu spät, es handle sich um "Trickserei".
Sicher gibt es jede Menge berechtigter Kritikpunkte: Neuwagen sind für viele Kunden auch mit einem Nachlass von bis zu 3000 Euro unerschwinglich: Die Nachrüstungen, die ohnehin nur VW und Daimler unterstützen wollen, kommen frühestens 2020, während in zahlreichen Städten schon in den kommenden Monaten Fahrverbote eingeführt werden. Was sollen die Kunden in der Übergangszeit tun?
Die Kritik am Kompromiss ist zwar nachvollziehbar, doch was hätten die Hersteller tun sollen? Sie steckten in der Zwickmühle.
Einerseits sind sie ihren Aktionären verpflichtet, den Gewinn des Unternehmens zu mehren und sie haben, sofern sie keine illegalen Abschalteinrichtungen verwendet haben, nicht gegen Gesetze verstoßen.
Andererseits haben sie über Jahre die Gesetze bis zum Äußersten gedehnt und unter Ausnutzung des eigentlich als Ausnahme gedachten "Thermofensters" Autos gebaut, deren Abgasreinigung zum Teil schon bei Temperaturen von unter 17 Grad Celsius erheblich reduziert wurde.
Sie haben dadurch massiv an Vertrauen in der Gesellschaft verloren. Deshalb ist es richtig, wenn sie den unmittelbar von Fahrverboten betroffenen Kunden nun finanziell entgegenkommen.
Schuld an der Misere sind Industrie und Politik gleichermaßen. Die Industrie hat über Jahre hinweg Autos auf die Straßen gebracht, die die zulässigen Grenzwerte nur unter Idealbedingungen eingehalten haben, und die Politik hat das zugelassen. Der Dumme ist nun der Kunde, der mit seinem oft erst wenige Jahre alten Auto bald aus vielen Innenstädten ausgesperrt wird.
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