Der neue Konzern PSA-Fiat Chrysler kann viele Synergien heben. Doch bis es soweit ist, muss der designierte Konzernchef Carlos Tavares zahlreiche Probleme lösen:
Markendifferenzierung
Aufgrund der Plattform-Strategie bei PSA gibt es schon heute in den Modellprogrammen von Opel, Citroen und Peugeot zahlreiche Überschneidungen. Nun kommen noch die Marken Fiat, Chrysler, Alfa Romeo, Maserati, Jeep, Maserati und Lancia hinzu. Wenn immer mehr Modelle künftig auf den gleichen Plattformen gebaut werden, wie beispielsweise der Peugeot 208 und der neue Opel Corsa, spart das zwar Kosten, die Autos ähneln sich aber noch mehr. Dass das funktionieren kann, beweist der VW-Konzern. Aber dafür müssten die Marken stärker voneinander abgegrenzt werden.
Überkapazitäten
Sowohl Fiat als auch Opel kämpfen mit erheblichen Überkapazitäten. Wenn der Absatz nicht bald stark steigt, wird Sanierungsexperte Tavares auch über Werksschließungen nachdenken müssen, was entsprechende Kämpfe mit dem Betriebsrat bedeuten würde. Der Opel-Betriebsrat hat bereits vorsichtshalber angekündigt, er werde einen weiteren Personalabbau "nicht akzeptieren." Fest steht, dass die mühsam ausgehandelte Produktions-Struktur bei PSA nach einer Fusion mit FCA neu verteilt werden muss. Dabei wird es auch Verlierer geben.
Internationalisierung
Ein Mega-Konzern aus PSA und FCA bietet vielversprechende Perspektiven bei der Internationalisierung der zahlreichen Marken. Jeep und Chrysler sind stark in Amerika und Asien, Peugeot, Citroen und Opel in Europa und künftig womöglich auch in Russland. Allerdings könnte dies auch das Aus für Pläne bedeuten, die Opel in Asien und Peugeot in Amerika hat. Wozu mit hohem Aufwand eine Marke neu etablieren, wenn andere dort schon längst gut verwurzelt sind?
Nutzfahrzeuge
Sowohl Fiat als auch Opel sind im Segment der leichten Nutzfahrzeuge, zu denen vor allem Transporter gehören, stark vertreten. Wenn sie ihre Kräfte bündeln, können sie VW Nutzfahrzeuge stark unter Druck setzen. Doch bis zwei Firmen, die bisher konkurriert haben, effektiv zusammenarbeiten, kann es dauern. Es lohnt wieder ein Blick zu VW, wo Andreas Renschler immer noch daran arbeitet, aus den einstigen Rivalen MAN und Scania eine schlagkräftige Einheit zu formen.
Firmenkultur
Die gescheiterte Ehe zwischen Daimler und Chrysler, das Aus der Pläne für eine Allianz zwischen VW und Suzuki und die aktuellen Kämpfe zwischen Renault und Nissan sowie viele andere Beispiele zeigen, wie schwierig es ist, einen Konzern mit Beteiligten aus mehreren Kontinenten und Kulturen zusammenzuschweißen. Der von Sergio Marchionne gebildete Konzern FCA hat aber schon bewiesen, dass dies nicht unmöglich ist. PSA ist allerdings trotz aller Modernisierungsbemühungen von Carlos Tavares immer noch ein zentralistisch gesteuertes Unternehmen. Trotz der Beteuerung, eine Allianz "unter Gleichen" zu bilden, deutet sich bereits an, dass sich die Franzosen als die dominierende Kraft in der Partnerschaft begreifen. Das könnte noch zu Konflikten führen. (Mitarbeit: Stefan Wimmelbücker)
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Aus dem Datencenter:
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