Herr Krüger, wie läuft es bei Mobile.de?
Wir haben ein spannendes Jahr 2017 mit einer Produktoffensive. Los ging es mit dem Thema Motorverkauf, weiter geht es jetzt mit der Preisbewertung und dem Thema Finanzierung.
Warum Finanzierung?
Es ist das nächste wichtige Thema, um den Autokauf zu vereinfachen. Ab Januar 2018 können Autokäufer mit nur zwei Angaben – der Anzahlung, und dem Nettoeinkommen – eine monatliche Finanzierungsrate sehen. Diese kommt entweder vom Handel und der angeschlossenen Bank oder über einen Dienstleister, der die Finanzierungsangebote verschiedener Anbieter bündelt.
Was kostet das?
Den Autohandel nichts. Die Erlöse sollen von den Banken kommen.
Wie läuft das genau?
Der Händler muss sagen, er möchte mitmachen, dann müssen die Banken, die mit ihm zusammenarbeiten – das sind ja meistens mehrere – sagen, sie sind auch dabei. Für jedes Fahrzeug kann der Händler dann auswählen, mit welcher Bank er die Finanzierung ausstatten will, wie er das ja auch offline schon macht. Der Kunde kann dann entweder diese Kombi als Paket aus einer Hand wählen oder einen Preisvergleich mit weiteren Banken anstellen.
Ist es dem Handel eigentlich recht, wenn der eigenen Hausbank Konkurrenz durch andere Angebote im Vergleich gemacht wird? Und wenn nicht, kann er das verhindern?
Nein, wir werden immer beide Möglichkeiten anbieten. Wir wollen ja dem Kunden eine bessere Orientierung ermöglichen. Dafür muss es das Angebot aus einer Hand geben, aber auch die Möglichkeit zum Preisvergleich. Ein Internetangebot ohne Preisvergleich ist schwierig.
Welche Margen erwarten Sie in diesem Bereich?
Ich kann da keine Zahlen nennen – aber in Summe ist es für uns ein gutes Geschäftsmodell. Die Banken rennen uns derzeit die Bude ein, weil sie sehen, sie müssen zum Online-Point-of-Sale. Und wer wäre dafür prädestinierter als Deutschlands größter Automarkt.
Läuft der Abschluss mit der Bank auch komplett online?
Es kommt auf die Bank an. Im Idealfall gehen wir bis zum pre-Approval. Der Kunden geht damit zum Händler und muss nur noch unterschreiben. Der Prozess wird dadurch sehr einfach und angenehm für Händler und Kunde. Viel lästige Papierarbeit entfällt.
Andere Teile der Produktoffensive wie die Preisbewertung stoßen beim Handel teilweise auf große Kritik. Warum machen Sie sie trotzdem?
Viele Autokäufer fühlen sich nicht gut informiert. Genau da setzen wir seit einiger Zeit an. Mit der Händlerbewertung, die vor zwei Jahren eingeführt wurde, Carfacto bei MotorTalk und jetzt eben der Preisbewertung. Unser Ziel ist, es dem Kunden einfach zu machen, ein Auto zu kaufen – und das macht es auch dem Händler einfach, ein Auto zu verkaufen – weil wir ihm gut informierte und kaufbereite Kunden schicken.
Transparente Preise sorgen im Handel typischerweise für die Sorge, dass dies die Preise unter Druck setzen könnte.
Das ist in keiner Weise das Ziel, das wir mit der Preisbewertung verfolgen. Deswegen haben wir es auch zunächst nur im Händlerbereich eingeführt.
Wann wird sie voll live gehen?
Das wird im Oktober oder November sein.
Man hört in diesem Jahr insgesamt mehr Kritik aus dem Handel an Mobile.de als in der Vergangenheit. Was ist da los?
Generell gibt es eine große Anspannung im Handel, die aber eher aus Themen wie der Dieselkrise kommt. Das ist eine schwierige Gemengelage. Das andere ist, dass wir vielleicht auch mehr Kontext geben müssen: Wie sieht die Zukunft des Autokaufens aus und welche Rolle will Mobile.de dabei spielen. Alles was wir machen zielt darauf ab, den Fahrzeugwechsel zu vereinfachen und dem Handel noch mehr und noch kaufbereitere Kunden auf den Hof zu senden. Das müssen wir noch transparenter machen.
Wenn sie sich zwischen Käufer und Händler entscheiden müssen, wem kommen Sie eher entgegen?
Wir sind ein Marktplatz und müssen beide Interessen berücksichtigen. Ich glaube das haben wir in den letzten 21 Jahren recht gut hinbekommen.
Sie haben zum Jahreswechsel die Preisstruktur verändert. Wie verteilen sich die Händler denn inzwischen auf die drei Preisschienen?
Wir sind da sehr, sehr gut unterwegs. Inzwischen sind es 11.800 Händler in den beiden oberen Paketen.
In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage: Gibt es eine weitere Preisrunde zum Jahreswechsel?
Dazu können wir im Moment noch nichts sagen. Derzeit sind wir vor allem mit der Produktoffensive beschäftigt. Und mit der Finanzierung entwickeln wir ja auch ein neues Geschäftsfeld, das zusätzliche Erträge generiert.
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