Die vollmundigen Ankündigungen der Autoindustrie zum Bau von Elektroautos, etwa auf der IAA 2017, haben Verkehrsforscher Andreas Knie, Leiter des Innovationszentrums für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel (InnoZ) nicht beeindruckt: "Ich glaube nicht, dass sie das wirklich machen wollen", sagt der Soziologieprofessor vom Berliner Wissenschaftszentrum für Sozialforschung (WZB) in einem Interview in der Januarausgabe des Wirtschaftsmagazins "Brand eins". Die Industrie wolle gar "keinen Neustart" ist der 57-Jährige überzeugt.
"Wenn die Autoindustrie tatsächlich in diese Richtung unterwegs wäre, müsste sie regelrecht darauf drängen, dass Emissionsgrenzwerte nur noch von sauberen Fahrzeugen zu erfüllen sind. Denn dann hätte man einen Marktvorteil", sagt der Forscher. Stattdessen würden die deutschen Autobauer an Diesel- und Ottomotoren "so lange wie irgendwie möglich festhalten und dafür kämpfen, die Bedingungen zu erhalten, unter denen man diese fahren kann".
Der von Bundeskanzlerin Merkel geforderte "Leitmarkt für Elektromobilität" sei zumindest so nicht zu realisieren: "Wenn sich nichts ändert, wird das ein erzwungener und radikaler Neustart", sagt Knie und verweist auf die Entwicklung in der Energiewirtschaft. Die habe "über Nacht" ihre alten Kraftwerke abschreiben müssen, da sich die Bedingungen geändert hatten.