Herr Göttel, welchen Schwerpunkt setzen Sie im Zuge der Transformation?
Wir sind ein Metall-Prozess-Spezialist mit Schwerpunkt auf dem Automobilsektor. Die leichte Verschiebung von einer starken Wachstumsorientierung hin zu kontrolliertem Wachstum mit Margenqualität wollen wir nicht ausschließlich über unsere Produkte erreichen. Seit 2018 setzen wir daher ein umfassendes Transformationsprogramm um, mit dem Ziel, die Benteler-Gruppe in einer herausfordernden Zeit zukunftsfähig aufzustellen. Dazu gehören die klassischen Effizienz- und Effektivitätsbausteine wie Einkauf, Vertrieb, Produktion sowie Portfoliomaßnahmen und Kostendisziplin. Mit Erfolg: 2020 haben wir uns als systemrelevanter, starker Partner der Automobilindustrie bewiesen. Die Refinanzierung mit einer Laufzeit bis Ende 2024 wurde von sämtlichen an der Refinanzierung beteiligten Finanzierungspartnern und den Gesellschaftern unterzeichnet.
Welche Rendite wollen Sie erreichen?
Unser Ziel ist, solide im Benchmark unseres Branchensegments zu liegen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass wir derzeit mit zwei verschiedenen Geschäftsmodellen unterwegs sind: Zum einen in der Modulmontage und zum anderen in der Komponentenfertigung. Für beide Bereiche gibt es deutlich unterschiedliche Finanzgrößen, mit denen wir die Qualität des Geschäfts bewerten. Prinzipiell wollen wir unser organisches Wachstum aus dem Cashflow finanzieren und nicht über Bankenverbindlichkeiten. Wir streben ein organisches Wachstum zwischen drei und fünf Prozent an.
Wie weit sind Sie mit der Bereinigung Ihres Portfolios vorangekommen, und wollen Sie sich noch von Teilbereichen trennen?
Wir befinden uns im Prozess. Da gibt es keine neuen Details. Die Werke und die Produktfelder, die wir ausphasen, sind adressiert. Neue Felder sind nicht hinzugekommen. Von unserem Rohrhandel haben wir uns bereits 2019 getrennt. Insgesamt tragen die Automobilerlöse jetzt mit 90 Prozent zum Gesamtumsatz bei.
Welche Pläne haben Sie mit Ihren Produkten rund um das Thema Powertrain?
Der Bereich Antriebstechnik macht nur einen geringen Teil unseres Geschäfts aus. Das beinhaltet vor allem die Abgasreinigung, beispielsweise Krümmer und Katalysatorsysteme. In diesem Feld erwarten wir kein Wachstum. Wir werden aber auch dort in den kommenden Jahren eine solide Nachfrage bedienen.
Wie entwickeln sich Ihre Kernmärkte?
Akzente setzen derzeit unsere Kunden in Osteuropa, Südamerika und Asien. Deshalb ist das natürlich auch für uns ein Schwerpunkt. Wir sind aber weit davon entfernt, Deutschland als Markt aufzugeben oder uns nicht mehr in anderen Märkten zu engagieren.
Sie wollen an einigen Stellen Kapazitäten an die veränderte Nachfrage anpassen. Lässt sich das konkretisieren?
Die Produktionsvolumen unserer Kunden verschieben sich weltweit. Deutschland sehen wir nicht als Wachstumsmarkt. Hier gilt es, unseren Marktanteil zu halten. Mittelfristig werden wir eher weniger Kapazitäten vorhalten als das heute der Fall ist.
Bedeutet das den Abbau von Arbeitsplätzen?
Die Kapazitätsreduzierung schaffen wir im Rahmen einer normalen sozialverträglichen Fluktuation. Eine Standortschließung ist nicht geplant. Wir sehen generell den Bedarf, Standorte stärker zu spezialisieren und auf Volumen und Technologie zu konzentrieren, um die Standortnachteile von Hochlohnländern weiter zu kompensieren.