"Next Step" – das Motto der offiziellen Verabschiedung von Willi Diez ist Programm. Denn von seinen Wegbegleitern kann sich wohl kaum jemand den IFA-Chef im "Ruhestand" vorstellen. Als Initiator der automobilwirtschaftlichen Studiengänge an der Nürtinger Hochschule und Gründer des IFA-Instituts ist Diez selbst zu einer Institution geworden.
Seine praxisnahe seriöse Expertise ist in der Branche und bei den Medien gleichermaßen gefragt. Den Praxisbezug erwarb sich Diez in vielen Jahren, die er für Daimler arbeitete, bevor er Mitte der 90er-Jahre das IFA gründete, dessen Leitung er jetzt an seinen Kollegen Stefan Reindl übergibt. Welches Ansehen Diez beim Handel genießt, zeigt sich auch daran, dass die Handelsgruppen dem IFA seit mehr als einem Jahrzehnt ihre Unternehmensdaten für das Top-100-Ranking der Automobilwoche anvertrauen.
An der Autobranche fasziniert habe ihn immer das Produkt. "Diese Mischung aus Technik und Emotion findet man in kaum einer anderen Branche. Heute am ehesten vielleicht in der Smartphone-Welt." Das persönliche Traumauto des Professors, der aktuell Porsche fährt, stammt aus einer ganz anderen Zeit: Ein Mercedes-Benz SL Flügeltürer, "am besten Jahrgang 1953. Ich habe eine große Chance verpasst, als diese Autos noch erschwinglich waren."
In 20 Jahren, da ist Diez überzeugt, werden wir mit autonomen Autos fahren. "Aber nicht als alternativloser Zwang, sondern als Option, als Möglichkeit und neue Dimension der Automobilnutzung."
Seine größte automobile Fehleinschätzung betraf die Marktkapitalisierung von Tesla. "Ich habe es nicht für möglich gehalten, dass ein Unternehmen, das nur Verluste schreibt, irgendwann mal so viel wert ist wie Daimler oder General Motors", gesteht er. "Da kommt man an die Grenzen der Betriebswirtschaft."
Für seinen persönlichen "Next Step" wünscht sich Diez vor allem eines: "Mehr Zeitsouveränität." Und Zeit, um die Dinge zu tun, die bisher zu kurz kamen: in die Oper gehen, Sport treiben, Italienisch lernen. Oder noch ein Buch schreiben, etwa "über das Auto aus soziologischer Perspektive. Frei nach dem Motto: Was haben wir aus dem Auto gemacht und was hat das Auto aus uns gemacht?" Auch der "Next Step" wird also nicht ganz ohne Autobezug auskommen. Aber das hat ja ohnehin niemand geglaubt.
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