Am Mittwoch werden Daimler-Chef Ola Källenius und der neue Finanzvorstand Harald Wilhelm zum ersten Mal seit Amtsantritt die Quartalszahlen des Konzerns präsentieren und Journalisten in einer Telefonkonferenz Rede und Antwort stehen. Es dürfte kein Spaßtermin werden, denn die Lage ist alles andere als erquicklich. Zum ersten Mal seit zehn Jahren muss der Daimler-Vorstandschef wieder einen Verlust vermelden. Das Ebit im zweiten Quartal beträgt minus 1,6 Milliarden Euro, ein Jahr zuvor betrug der Gewinn noch 2,6 Milliarden Euro.
Binnen eines Jahres ist der gemessen an den Absatzzahlen noch immer führende Premiumhersteller in eine ernsthafte Krise gerutscht. Der neue Finanzchef Harald Wilhelm musste innerhalb weniger Wochen gleich zwei Mal die Prognosen senken. Für die Pkw-Sparte wird nur noch eine mickrige Marge von drei bis fünf Prozent erwartet, während der Van-Bereich vollends zum Sorgenkind mutiert. Hier ist zum Ende des Jahres mit einem Verlust von über zwei Milliarden Euro zu rechnen.
Viele der derzeitigen Probleme werden von außen an den Konzern herangetragen. Da sind beispielsweise die Rückstellungen für einen neuerlichen Rückruf von Takata-Airbags in Höhe von rund einer Milliarde Euro, mit dem so nicht gerechnet worden war. Und da ist das Thema Diesel, das den Konzern nun doch mit voller Wucht trifft. Nachdem das Kraftfahrtbundesamt beim älteren Modell GLK eine versteckte und unerlaubte Software zur Abgasdrosselung entdeckt hat, drohen saftige Strafzahlungen. So hat Daimler für "behördliche Verfahren" und Rückrufe nochmals 1,6 Milliarden Euro zur Seite gelegt.
Strafen drohen aus zwei Richtungen. In einem ähnlichen Fall von Fiat-Chrysler, der auch im Daimler-Risikobericht als Beispiel herangezogen wird, war es Anfang des Jahres in den USA mit den Behörden zu einem Vergleich in Höhe von 800 Millionen Dollar gekommen. Zudem steht die Staatsanwaltschaft Stuttgart unmittelbar vor Abschluss ihrer Ermittlungen. Porsche und Bosch wurden im Zusammenhang mit dem Diesel-Skandal bereits zu Bußgeldern verdonnert, Bosch musste 90 Millionen, Porsche eine halbe Milliarde Euro zahlen. Dazu kommen Handelskonflikte und eine sich abkühlende Konjunktur auf dem weltweiten Automarkt, die das Unternehmen nicht beeinflussen kann.