Matthias Müller hatte einen schönen Job. Bei Porsche kannte er keine Krisen, nur Erfolg. Und dann, im Herbst 2015, brach der Dieselskandal aus, der VW-Chef trat zurück, das Chaos regierte. Die Großaktionäre wussten früh: DieAufarbeitung der Affäre würde Jahre dauern und Milliarden kosten. Dazu suchten sie einen Chef auf Zeit, keinen Visionär, sondern einen, der das alles auf sich nehmen würde. Die Wahl fiel auf Müller.
Dessen Zeit ist nun vorbei. Das ist nicht so überraschend, wie es klingt. Schon zum Amtsantritt hieß es: Mehr als drei Jahre macht man diesen Krisenjob sicher nicht, dann muss ein Neuer kommen.
Es ist Zeit für einen Neuanfang. Herbert Diess soll das schaffen. Er ist ein Macher, ein Kommunikator. Er hat die nötige Härte. Dass er auch Diplomat genug ist und Kulturwandel kann, muss er noch beweisen.
In jedem Fall ist der neue VW-Chef ein Mann für morgen. Digitalisierung, Elektromobilität, autonomes Fahren, das Brennen dafür nimmt man Diess ab.
Seit dem Ausbruch des Dieselskandals hat VW vielgeschafft und erledigt. Rekordabsätze, Rekorderträge, dazu die Einigung in den USA. Das hat Müller auf der Habenseite. Er hat den Job gemacht, der von ihm verlangt wurde.
Für das Big Picture der nächsten Dekade aber braucht der Konzern einen anderen Typus. Diess, 59 Jahre alt, wird das Tempo beschleunigen. Es könnte eine neue Ära werden. Ein Aufbruch in beiderseitigem Wortsinn: Aufbruch in eine neue Zeit und Aufbruch der alten Strukturen. Denn zeitgleich mit den neuen Personalien baut der Konzern die Strukturen um, um gegen die Effizienz-Vorzeigehäuser PSA und Renault-Nissan-Mitsubishi bestehen zu können.
An nötiger Machtfülle zur Durchsetzung seiner Ideen mangelt es Diess nicht: Er ist der neue starke Mann in Wolfsburg. Hoffentlich setzt er seine Macht richtig ein.
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