Der Kater nach dem Rekordergebnis im August

Ulrich Winzen

Die vorgezogenen Zulassungen im Juli und August wegen der WLTP-Umstellung machten sich in der Septemberstatistik dramatisch bemerkbar. Drei deutsche Marken mussten die höchsten Verluste hinnehmen und VW verliert seinen Spitzenplatz.

Donnerstag, 4. October 2018, 13.27 Uhr

Im September 2018 wurden in Deutschland 200.134 Pkw neu zugelassen. Das entspricht einem Minus von 30,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Nach neun Monaten liegen die Neuzulassungen 2,4 Prozent im Plus.

Man hatte es geahnt: Die hohen Zulassungszahlen von Juli (plus zwölf Prozent) und insbesondere von August (plus 25 Prozent) haben die Neuzulassungen im September einbrechen lassen. Noch nie gab es ein niedrigeres Ergebnis in einem September.

Die Tatsache, dass ab dem 1. September alle neu zugelassenen Pkw nach WLTP zertifiziert werden müssen, hatte zu vielen vorgezogenen Zulassungen geführt. Der Grund: Eine Reihe von Hersteller hinkten bei einigen Modellen noch mit dieser neuen Zertifizierung hinterher. Mit den vorgezogenen Neuzulassungen sollten in den kommenden Monaten eventuelle Versorgungsengpässe überbrückt werden.

Dies ist teilweise auch gelungen: Die gesamten Zulassungen der Monate Juli bis September lagen 1,2 Prozent über denen des Vorjahreszeitraums. Die ersten sechs Monate brachten ein Plus von 2,9 Prozent.

Prognose bleibt vorerst bei 3,5 Millionen

Trotz der Verwerfungen im August und September bleibt die Automobilwoche bei ihrer Prognose von 3,5 Millionen Neuzulassungen in diesem Jahr, ein Plus von 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Allerdings ist die Voraussetzung dafür, dass die Hersteller ihre Modelle rechtzeitig nach WLTP zertifizieren, um sie dann noch bis Jahresende auszuliefern. Es ist zurzeit nicht auszuschließen, dass es über den Jahreswechsel hinaus zu Verschiebungen bei den Neuzulassungen kommen könnte.

Für die Prognose 2019 sehen die Rahmenbedingungen aktuell sehr gut aus. Auch wenn die Wirtschaftsforschungsinstitute aufgrund steigender globaler Handelshemmnisse ihre Wachstumsprognosen leicht nach unten revidiert haben, soll die deutsche Wirtschaft weiter robust wachsen.

Insbesondere wird die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten weiter steigen. Allerdings werden die positiven Effekte aus der Umtauschprämie für alte Diesel-Pkw im kommenden Jahr wegfallen, sodass die Automobilwoche von 3,45 Millionen Neuzulassungen ausgeht.

Dieselanteil unter 30 Prozent

Die Neuzulassungen von Diesel-Pkw gingen im September noch stärker zurück als die des Gesamtmarktes. Minus 43,8 Prozent brachten einen Dieselanteil von 29,3 Prozent.

Damit haben sich die Dieselzulassungen seit Ende 2015 Monat für Monat schlechter entwickelt als die gesamten Neuzulassungen. Seit 1999 lagen die Dieselanteile in keinem September unterhalb der 30 Prozent-Marke.

Vergangenes Jahr waren es noch 36,3 Prozent. Den höchsten Septemberwert gab es 2012. Damals lag der Anteil der Selbstzünder bei 47,8 Prozent.

Die Benziner gingen um 25,2 Prozent zurück, die alternativen Antriebe stiegen in Summe um über zehn Prozent. Mit 7000 Neuzulassungen und einem Marktanteil von 2,3 Prozent sind sie weiterhin recht unbedeutend und können den Rückgang der Diesel-Pkw nicht kompensieren.

Turbulente Herstellerentwicklung

Ebenso wie die vorgezogenen Neuzulassungen im August, verteilten sich die Verluste und Gewinne im September sehr ungleichmäßig auf die Hersteller. Unter den Top-15-Marken gab es Zuwächse von über 35 Prozent und Rückgänge von mehr als 77 Prozent.

Drei Marken konnten sich gegenüber dem Vorjahr verbessern. Allen voran Mitsubishi mit einem Plus von 35,3 Prozent. Nach neun Monaten liegt die Marke fast zwölf Prozent über Vorjahr. Ebenso konnten sich Peugeot (plus 11,7 Prozent) und Mazda (plus 1,7 Prozent) verbessern.

"Die Nummer eins bleibt natürlich VW…"– diesen Standardsatz konnte man viele Jahre bedenkenlos schreiben. Seit 1991 lagen die Wolfsburger nur in vier Monaten nicht auf dem ersten, sondern auf dem zweiten Platz, das letzte Mal im Dezember 1997.

Im September 2018 verloren sie fast 62 Prozent und landeten mit einem Marktanteil von 10,1 Prozent auf dem vierten Rang.

Allerdings war die Entwicklung wohl vorhergesehen. Im Juli stand ein Plus von 34 Prozent zu Buche, im August waren es 49 Prozent. Im dritten Quartal lag VW insgesamt 2,7 Prozent über dem Vorjahr, nach sechs Monaten waren es plus 8,6 Prozent.

Gemessen am gesamten dritten Quartal gilt weiterhin: "Die Nummer eins bleibt natürlich VW.

Audi mit stärkstem Rückgang

VW-Tochter Audi musste einen Rückgang von 77,7 Prozent hinnehmen und kam auf den ungewohnten 14. Platz, noch hinter Kia. Auch hier hatte man vorgesorgt: Durch die hohen Zulassungen im Juli (plus 27 Prozent) und August (plus 45 Prozent) lag das Quartalsergebnis auf Vorjahresniveau. Im ersten Halbjahr gab es noch einen Rückgang um zwei Prozent.

Den zweitstärksten Rückgang verzeichnete ebenfalls eine VW-Tochter: Porsche büßte im September 75,5 Prozent ein. Allerdings waren auch hier die Vormonate so stark, dass das dritte Quartal mit plus 18 Prozent deutlich besser abschnitt als die ersten sechs Monate mit plus 8,9 Prozent.

Während der zweite Platz für Mercedes zur Normalität gehört, ist Rang eins für BMW etwas Besonderes. Der Rückgang betrug im September nur 1,2 Prozent und der Marktanteil von 12,3 Prozent reichte diesmal für die Spitzenposition.

Allerdings fällt die Quartalsbilanz leicht negativ aus. Nach sechs Monaten lag man nur ein Prozent im Minus, im dritten Quartal waren es minus vier Prozent.

Ebenfalls inzwischen ungewohnt ist der dritte Platz für Opel. Minus 6,6 Prozent brachten einen Marktanteil von 6,5 Prozent. Das Quartalsergebnis entsprach mit minus sieben Prozent der Entwicklung des ersten Halbjahres.

Folgende Hersteller der Top 15 verzeichneten außerdem im turbulenten dritten Quartal ein besseres Ergebnis als im ersten Halbjahr: