Der Handel verdient deutlich weniger
- Zusätzlich
2018 war kein gutes Jahr für den deutschen Autohandel. "Die nicht enden wollende Diesel-Diskussion und WLTP-Zulassungsprobleme haben dem Automobilhandel arg zugesetzt", sagt ZDK-Präsident Jürgen Karpinski.
Insgesamt konnte das deutsche Kfz-Gewerbe vergangenes Jahr Umsätze von 179 Milliarden Euro generieren, ein Plus von 2,6 Prozent im Vergleich zu 2017. Treiber war vor allem der Neuwagenhandel, der 66,5 Milliarden Euro beisteuerte, ein Plus von 3,6 Prozent. Hier machte sich neben den hohen Neuzulassungen und einem gestiegenen Durchschnittspreis auch bemerkbar, dass der Markenhandel seinen Marktanteil zum ersten Mal seit langem wieder erhöhen konnte. Mit 62,1 % legte er um 0,7 Punkte gegenüber dem Vorjahreswert zu. Das lag laut Karpinski auch daran, dass gerade in jenen Segmenten die Zulassungen stiegen, in denen der Handel hohe Anteile hat.
Der Gebrauchtwagenhandel stagnierte dagegen bei 66,3 Milliarden, damit fiel er zum ersten Mal seit 2015 wieder auf den zweiten Platz der Umsatzbringer zurück. Der Service erbrachte 33,7 Milliarden Euro Umsatz, ein Zuwachs von fünf Prozent, der Rest entfällt auf das Lkw-Geschäft mit 12,4 Milliarden (plus 5,2%).
Sollte die Grafik nicht richtig angezeigt werden, klicken Sie bitte hier://www.datawrapper.de/_/hfib4/
Unter dem Strich blieb dem Handel allerdings deutlich weniger Geld übrig. Die Umsatzrendite sank auf 1,0 bis 1,3 Prozent. Noch vor Jahresfrist waren es 1,5 Prozent, ein Wert, den Karpinski allerdings ebenfalls als "sehr gering" bezeichnet. Je nachdem, wo innerhalb der nun genannten Spanne die Rendite letztlich liegen wird, hat der Handel damit bis zu einem Drittel seines Gewinns verloren.
Der Druck auf die Erträge kommt laut Karpinski zum einen durch die von den Herstellern ausgelobten Umweltprämien, die zum Teil vom Handel getragen werden mussten. Zudem machte sich die Diesel-Diskussion bei der Weitervermarktung von Euro-5-Dieseln bemerkbar und die durch die aktuellen Prämienprogramme "hoch subventionierten Neuwagen" seien in Konkurrenz zum eigentlich ertragsstarken Gebrauchtwagengeschäft getreten. Der ZDK geht davon aus, dass derzeit rund 191.000 Euro-5-Diesel mit einem Wert von knapp 2,9 Milliarden Euro auf den Höfen der Händler stehen. Schon bei einem Abschlag von zehn Prozent würde dies einen Wertverlust von 289 Millionen Euro bedeuten, rechnet der Verband vor. Bei 30 Prozent, die der ZDK typischerweise als obere Grenze des Abschlagsbereichs nennt, wäre es 867 Millionen Euro. Kein Wunder also, dass die Renditen zuletzt kräftig unter Druck kamen. "Das Jahr war schon spektakulär", sagte Karpinski mit Blick auf WLTP und Dieselprobleme. "Wir können froh sein, dass wir dieses Ergebnis geschafft haben.
"Wir sind die Prügelknaben der Nation", beklagte ZDK-Vizepräsident Thomas Peckruhn in Bezug auf die Diesel-Debatte. "Da wird eine Wertevernichtung betrieben, die wir nicht länger hinnehmen können und die wir auch nicht recht viel länger aushalten können", sagte er.
Lichtblick war dagegen das traditionell ertragreiche Servicegeschäft. Die fünf Prozent Wachstum beim Umsatz verdankt der Bereich zum einen deutlich erhöhten Unfallreparaturkosten, zum anderen einem verbesserten Wartungsverhalten der Fahrzeugbesitzer. Die Werkstattauslastung verharrte mit 86 Prozent auf dem guten Wert des Vorjahres.
Positiv entwickelten sich auch die Ausbildungszahlen. "Die Attraktivität und Anziehungskraft der Kraftfahrzeug-Branche hält an", sagte Bundesinnungsmeister Wilhelm Hülsdonk. Im wichtigsten Ausbildungsbereich, dem Kfz-Mechatroniker stieg die Zahl der Abschlüsse 2018 um 5,4 Prozent auf 23.415. Beim Automobilkaufmann ging es um 2,9 Prozent auf 5445 nach oben. Die Zahl der Beschäftigten im Kfz-Gewerbe sank dagegen um 1,9 Prozent auf 449.640, die Zahl der Betriebe ebenfalls um 1,9 Prozent auf 36.750.
Karpinski nutzte die Jahres-Pk seines Verbandes auch, um erneut für die Nachrüstung von Dieseln zu werben. Mit den Ende Dezember vorgelegten technischen Kriterien für die Hardware Nachrüstung habe Verkehrsminister Andreas Scheuer "Wort gehalten". "Jetzt sind die Hersteller der Nachrüstsysteme gefordert, so schnell wie möglich genehmigungsfähige Systeme zu entwickeln", sagte der ZDK-Präsident. An die Hersteller appellierte er, mit den den Anbietern der Nachrüstsysteme zu kooperieren. "So lässt sich eine schnelle und bestmögliche Anpassung dieser Systeme an die jeweiligen Fahrzeugmodelle realisieren."
Karpinski geht davon aus, dass sich die Preissituation bei den gebrauchten Dieselfahrzeugen durch die Nachrüstung stabilisieren wird. "Das wird auch einige Ruhe und Entspannung reinbringen", sagte er. Auch Peckruhn sieht Indizien für eine Renaissance des Diesels: "Viele Kunden, die überhastet einen Benziner gekauft haben, werden diese Entscheidung revidieren, weil sie sich den Benziner nicht leisten können", sagt er.
Sollte die Grafik nicht richtig angezeigt werden, klicken Sie bitte hier://www.datawrapper.de/_/tekoP/