Rupert Stadler hat ein dickes Fell. Während der Audi-Chef versucht, einer Horde Journalisten aus aller Welt seine Strategie für die Zukunft der Premiummarke möglichst optimistisch zu präsentieren, beschäftigt sich nur wenige hundert Meter entfernt ein Trupp Polizisten akribisch mit der Vergangenheit und durchstöbert auf der Suche nach belastendem Material im Fall "Dieselgate" die Konzernbüros. Die Staatsanwaltschaft München hat sich ausgerechnet den Tag der Bilanzpressekonferenz für eine Razzia ausgesucht. Reiner Zufall, versteht sich.
Trotzdem zieht Stadler sein Ding durch. Nach einem kurzen Satz über die aktuellen Vorgänge kehrt er zum Tagesgeschäft zurück. Seine Körpersprache aber verrät: Stadler ist angespannt, er tritt unruhig vom einen Bein auf das andere, räuspert sich häufig, kann nicht stillstehen.
Der Audi-Chef ist zu Recht nervös. Gerade erst war die Kritik an seiner Person wieder abgeflaut, nachdem der Aufsichtsrat ihm öffentlich das Vertrauen ausgesprochen hatte. Hinter vorgehaltener Hand erzählt man sich in Ingolstadt aber, dass die Aktion ein Alleingang von VW-Chef Matthias Müller gewesen sei. Jetzt werden die Zeitungen wieder voll von Kommentaren darüber sein, ob Stadler als Audi-Chef noch zu halten ist.
Zwar konnte die mit der Aufklärung beauftragte Kanzlei Jones Day nicht beweisen, dass Stadler frühzeitig von den Abgas-Manipulationen gewusst hat. Auch die Vowürfe des wegen des Abgasskandals gefeuerten Motorenentwicklers Ulrich Weiß konnten bislang nicht mit Fakten untermauert werden.
Doch auch Martin Winterkorn übernahm als VW-Chef die Verantwortung für den Abgasskandal und zog - wenn auch widerwillig - die Konsequenzen daraus und trat ab. Ob er von den Manipulationen wusste oder nicht, ist bis heute noch ungeklärt.