Nach der Entscheidung des Continental-Aufsichtsrats Stellen abzubauen und Werke zu schließen, schlägt die Empörung unter den Beschäftigten hohe Wellen. Das ist verständlich. Die Arbeitnehmer wollen die Prozesse im Unternehmen verbessern und fordern dafür mehr Zeit ein. Aber die haben sie nicht. So wird der Proteststurm an der Durchsetzung des Restrukturierungsprogramms beim Zulieferer wohl nichts ändern können und dürfen.
Der Entschluss der Konzernführung um Vorstandschef Elmar Degenhart, sich mit Nachdruck auf Themen wie automatisiertes Fahren, Elektronik und Sensorik zu konzentrieren, ist richtig – auch wenn das mit schmerzlichen Einschnitten bei den Mitarbeitern verbunden ist.
Im Gegensatz zu vielen kleineren Zulieferern hat Conti die finanzielle Stärke, um die Abkehr von Komponenten für den Verbrennungsmotor voranzutreiben und sich auf die Zukunftsthemen auszurichten.
Degenhart steht damit wohl vor seiner größten Bewährungsprobe. Denn es gilt für ihn nicht nur Eigentümer, Investoren und Arbeitnehmervertreter zu überzeugen, sondern einen Transformationsprozess in Richtung E-Mobilität zu moderieren, der noch viele Fragezeichen birgt.
Doch Degenhart hat schon einmal bewiesen, dass man ihn nicht unterschätzen sollte. Nach dem Einstieg von Schaeffler bei Continental vor elf Jahren war es ihm mit seinem methodischen Vorgehen gelungen, bei Conti wieder für Ruhe zu sorgen. Er hatte die Banken überzeugt, die Spannungen zwischen den beiden Unternehmen befriedet und Conti zu einem Branchenprimus geformt – das Ziel hat er sicherlich nicht aus den Augen verloren.
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