Großbritannien ist ein guter Absatzmarkt für deutsche Marken. 2017 ließen die deutschen Hersteller inklusive Ford und Opel/Vauxhall mehr als 1,3 Millionen Pkw in Großbritannien zu, über die Hälfte der gesamten Neuzulassungen. Davon stammten 770.000 aus deutschen Produktionsstätten. Im schlimmsten Fall eines sehr harten Brexits würden deutsche Marken 2025 wohl nur noch weniger als 1,1 Millionen Pkw absetzen und die hiesige Produktion würde um über 160.000 Pkw sinken. Dies wären knapp drei Prozent der deutschen Pkw-Produktion des vergangenen Jahres.
Britischer Automobilindustrie droht herber Rückschlag
In jüngster Vergangenheit ging es mit der britischen Automobilindustrie kontinuierlich aufwärts. 2016 wurde 1,72 Millionen Pkw produziert, der höchste Wert seit 1999. Vergangenes Jahr ging die Produktion um drei Prozent auf 1,67 Millionen Pkw zurück. Davon blieben 20 Prozent im Heimatland, 43 Prozent gingen in die EU-Länder. Insgesamt beschäftigte die Automobilindustrie 856.000 Personen, davon 186.000 bei den dort produzierenden Herstellern. Der Anteil der ausländischen EU-Bürger lag 2017 bei über zehn Prozent.
Ohne Brexit hätte man für 2025 ein Produktionsvolumen von gut 1,8 Millionen Pkw erwarten können. Im Falle eines harten Brexits läge es voraussichtlich um 220.000 Pkw oder zwölf Prozent niedriger – vorausgesetzt alle Hersteller bleiben dem Standort Großbritannien treu. Dies ist aber zu bezweifeln.
Mini- und Astra-Produktion könnten als erstes verlagert werden
Als standorttreu können die traditionellen Marken Jaguar/Land Rover, Rolls-Royce, McLaren und andere angesehen werden. Aber BMW hat bereits angekündigt, den Mini statt in Oxford auch ohne Probleme an anderen Standorten produzieren zu können. Auch die Opel/Vauxhall Produktion des Astra in Ellesmere Port könnte auf der Kippe stehen. Es ist kaum anzunehmen, dass der PSA-Konzern einen möglicherweise verlustreichen Standort auf Dauer akzeptieren wird. Sollten beide Hersteller ihre Produktion aus Großbritannien weg verlagern, würde die Gesamtproduktion noch einmal um fast 300.000 Pkw zurückgehen und auf unter 1,3 Millionen in 2025 fallen.
Die drei japanischen Hersteller Nissan, Toyota und Honda haben zwar noch keine Abwanderungsabsichten geäußert, aber wenn sie doch gezwungen wären, ihre Produktion abzuziehen, wäre das für Großbritanniens Automobilindustrie und die dazu gehörigen Arbeitsplätze eine Katastrophe.
Diese drei Hersteller stellen in Summe fast die Hälfte aller produzierten Pkw. Ein zusätzlicher Wegfall würde bedeuten, dass nur noch zirka 30 Prozent der ohne Brexit erwarteten Produktion übrig bliebe. Mit dann noch 540.000 produzierten Pkw der traditionellen Marken wäre Großbritanniens Automobilindustrie praktisch bedeutungslos geworden.
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