Der Beginn einer bisher nicht vorstellbaren Krise

Im März 2020 wurden in Deutschland 215.119 Pkw neu zugelassen. Dies entspricht einem Minus von 37,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Nach drei Monaten liegen die Zulassungen 20,3 Prozent im Minus. Die Rückgänge der ersten beiden Monate waren durch vorgezogene Zulassungen zum Jahresende und überhöhte Vorjahreswerten begründet.

Im März schlugen aber die Effekte der Corona-Krise durch. Aufgrund der am 23. März eingeführten gesundheitspolitischen Maßnahmen konnten im letzten Drittel des vergangenen Monats nur noch wenige Neuwagen zugelassen werden. Die Schließung von Autohäusern und die eingeschränkte Arbeitsfähigkeit der Zulassungsstellen führten zu dem mit Abstand niedrigsten März-Wert seit der Wiedervereinigung.

Da diese Einschränkungen nach heutigem Kenntnisstand frühestens zum 20. April gelockert werden, ist für den laufenden Monat mit einem noch stärkeren Einbruch zu rechnen.

Die aktuellen Maßnahmen sind aber nur die erste Phase der Krise. Fast alle Hersteller haben ihre Produktion heruntergefahren. Wann sie wieder allmählich hochgefahren werden kann, ist zurzeit noch nicht festgelegt. Im günstigen Fall wird dies im Laufe des Monats Mai sein. Eine große Rolle wird dabei auch die Funktionsfähigkeit der notwendigen Lieferketten spielen. Die Dauer dieser “Angebotskrise“ wird auch durch politische Maßnahmen bestimmt werden.

Die dritte Phase, die Wirtschaftskrise, hat zusätzlich schon begonnen. Die Anträge auf Kurzarbeit übertreffen bereits jetzt die der Finanzkrise um das Zwanzigfache, Insolvenzen werden unvermeidlich sein und die Zahl der Arbeitslosen wird trotz aller sozialpolitischen Maßnahmen steigen. Für die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts im laufenden Jahr gibt es – je nach Dauer der aktuellen Maßnahmen – Erwartungen von minus sechs bis minus 20 Prozent.

Unter diesen unsicheren Rahmenbedingungen ist eine traditionelle Prognose nicht möglich, die Parameter der einzelnen Phasen dieser Krise sind zu vielfältig. Eine erste Einschätzung der Automobilwoche beruht auf folgenden Annahmen: Gegenüber der alten Prognose (3,34 Millionen Neuzulassungen im Gesamtjahr), wird es auf Monatsebene im April die höchsten negativen Abweichungen geben.

Auch wenn die aktuellen Maßnahmen aufgehoben sind, werden die Neuzulassungen noch einige Zeit stark unter einer fehlenden Verfügbarkeit leiden. Aber selbst dann, wenn dies behoben ist, wird es bis Jahresende kein Überschießen der bisherigen Monatsprognosen aufgrund von Aufholeffekten geben. Die schwache Wirtschaftsentwicklung, verbunden mit Einkommenseinbußen und steigender Arbeitslosigkeit, werden es voraussichtlich nicht zulassen. Daraus ergibt sich für das Gesamtjahr 2020 ein Neuzulassungsvolumen von 2,8 Millionen Pkw. Dies würde gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang um mehr als 22 Prozent bedeuten. Trotz allem ist dies eher ein vorsichtig optimistisches als ein extrem pessimistisches Szenario. Ein noch stärkerer Rückgang ist je nach Verlauf der Krise nicht auszuschließen.

Ab diesem Jahr gelten in der EU die neuen CO2-Grenzwerte. Auch wenn diese in 2020 nur von 95 Prozent einer Herstellerflotte erfüllt werden müssen, zeigten sich in der Verteilung nach Antriebsarten auch im März deutliche Effekte: Die Pkw mit ausschließlichem Benzinantrieb kamen nur noch auf einen Marktanteil von 50 Prozent, mehr als zehn Punkte weniger als im Vorjahr.

Die Neuzulassungen von Diesel-Pkw hielten sich etwas besser. Ihr Anteil verringerte sich gegenüber dem Vorjahr um 0,8 Punkte auf 31,6 Prozent.

Während die gesamten Zulassungen dramatisch einbrachen, erhöhten sich die Zulassungen von reinen E-Mobilen (plus 56,1 Prozent) und die der Plug-in-Hybride (plus 207 Prozent) deutlich. Erstmalig überstiegen die E-Mobile die Marke von 10.000 Neuzulassungen in einem Monat, die Plug-in-Hybride erreichten mit 9.426 Neuzulassungen ebenfalls ein neues Rekordniveau. In Summe erreichten die alternativen Antriebe einen Anteil von 18,4 Prozent, nach 7,4 Prozent im Vorjahr und 16,2 Prozent im Februar dieses Jahres.

Aufgrund der Verschiebung bei den Antriebsarten ist der durchschnittliche CO2-Ausstoß weiter gesunken. Er betrug im März 149,0 g/Km und ist der niedrigste Wert seit Einführung der WLTP-Messmethode. Vor einem Jahr lag der CO2-Ausstoß noch bei knapp 157 g/Km. Bezogen auf die bis Herbst 2018 gültige NEFZ-Methode würde dies in etwa einen CO2-Ausstoß von knapp 124 g/Km bedeuten. Der letzte nach NEFZ veröffentlichte CO2-Ausstoß vom August 2018 lag bei 131,8 g/Km.

Keine der Top 15 Marken konnte im März ihr Vorjahresergebnis übertreffen. Mit Verlusten von über 50 Prozent traf es Ford, Opel und Renault am stärksten. Die drei Marken mit den geringsten Verlusten waren BMW (minus 21 Prozent), Kia (minus 15 Prozent) und Nissan mit minus 20 Prozent. Nach drei Monaten gibt es nur eine Marke unter den Top 15, die mehr Zulassungen verzeichnen konnte als im Vorjahreszeitraum: Seat liegt noch gut drei Prozent im Plus.

VW blieb auch im ersten Krisenmonat dominanter Marktführer mit einem Anteil an den gesamten Neuzulassungen von 18,9 Prozent. Auf den folgenden Plätzen folgten Mercedes (9,4 Prozent), BMW (9,3 Prozent) und Audi mit 8,8 Prozent. Ford kam mit einem Marktanteil von 5,9 Prozent auf Platz fünf, vor der erfolgreichsten Importmarke Skoda (5,6 Prozent).

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