Über 100 Jahre haben Daimler und BMW eine legendäre Rivalität beim Bau von Luxusautos gepflegt. Der knallharte Wettbewerb dürfte einer der wichtigsten Gründe für den Erfolg beider Unternehmen gewesen sein. Der Drang, über die Jahrzehnte erfolgreichster Premiumhersteller der Welt zu sein, hat die Mitarbeiter zu technischen Höchstleistungen angetrieben.
Doch gute Autos zu bauen reicht längst nicht mehr. In der neuen Welt der Mobilitätsdienste kommt es weniger auf die Hardware an als auf die Software. Und es geht, anders als im Luxussegment, um absolute Kundennähe und vor allem um schiere Größe. Ob Amazon bei den Shops oder Google bei den Suchmachinen: Am Ende bleibt im Geschäft der Online-Plattformen meist nur ein großer Anbieter übrig.
Es war daher der einzig konsequente Schritt für BMW und Daimler, sich bei den Mobilitätsdiensten zusammenzuschließen. Auf Dauer wäre es kaum nachvollziehbar, dass sich Carsharing-Dienste wie Car2go und DriveNow in einzelnen Städten mit großem Aufwand gegenseitig Konkurrenz machen, während Start-ups wie Uber oder Tech-Riesen wie Google mit Milliarden im Rücken den Markt für App-basierte Fahrdienste und künftige Robotaxis aufrollen.
Der nun in Berlin zelebrierte Schulterschuss kann aber nur der Auftakt zu einer umfassenden Kooperation beider Unternehmen sein. Denn nicht nur bei den Mobilitätsdiensten sind die Premiumhersteller allein auf Dauer kaum überlebensfähig. Zig Milliarden müssen zusätzlich für Elektromobilität, automatisiertes Fahren oder die Vernetzung der Fahrzeuge aufgewendet werden. Das lässt sich nicht endlos durchhalten.
"Wir haben in einer guten Atmosphäre und sehr professionell zusammengearbeitet", sagte ein sichtlich aufgeräumter BMW-Chef Harald Krüger bei der gemeinsamen Pressekonferenz in Berlin. Auch wenn Daimler-Chef Dieter Zetsche bei der Frage nach einer Partnerschaft beim automatisierten Fahren noch zurückhaltend war. Es braucht nicht viel Phantasie, um zu erkennen, dass sich die Ära der bedingungslosen Rivalität dem Ende zuneigt.
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