Die schwächere Automobilkonjunktur tritt in einer Phase auf, in der sehr hohe Investitionen notwendig werden – in die Elektromobilität und das autonome Fahren. Wo setzen Sie Ihre Schwerpunkte, wo wird der Rotstift angesetzt?
Man muss in diesem Umfeld Prioritäten setzen. Sie haben sicher gesehen, wie viele Unternehmen in den letzten Jahren erklärt haben, das Robo-Auto stehe schon fast vor der Tür. Und jetzt rudern alle zurück. Das ist auch nicht verwunderlich. Denn zum einen geht es dabei um das absolut zentrale Thema der Sicherheit. Dabei kann es keine Kompromisse, keine halben Lösungen geben. Deshalb haben wir gesagt, wir gehen bei der Kommerzialisierung autonomer Funktionen bis zum Level 3, denn darüber hinaus ist derzeit kein profitables Geschäft erkennbar mit Level 4- oder gar Level 5-Fahrzeugen, die Kosten gehen dabei durch die Decke ohne entsprechende Steigerung des Nutzens.
Wenn Sie nicht so viel ins Robo-Auto investieren, wo gehen dann die Entwicklungsmillionen hin?
Wir und alle anderen Autobauer in Europa haben in den kommenden Jahren eine klare Priorität: Wir müssen die Emissionsziele erfüllen. Und da geht es wie bei einem Skirennfahrer darum, nicht bereits das erste Tor zu verfehlen, sonst hat man das Rennen schon am Anfang verloren. Mit dem neuen Peugeot 208e, dem neuen Opel Corsa-e und der Hybridisierung unserer Flotte in den nächsten Jahren haben wir einen guten Start hingelegt.
Herr Tavares, müssen Sie nicht angesichts all dieser Herausforderungen und in technologischer und politischer Hinsicht noch stärker als bisher an eine neue große Allianz denken? Renault ist ja mit der Annäherung an FCA gescheitert. Aber vielleicht wäre auch eine Verbindung zwischen PSA und Geely/Volvo interessant für beide Seiten.
Ich rede natürlich nicht über bestimmte Unternehmen, aber lassen Sie mich auf diese Frage etwas allgemeiner antworten. Ich glaube, wir sollten uns an die Krise bei PSA 2014 erinnern und an das Restrukturierungsprogramm Back in the Race. Damals sagten Skeptiker, na ja, selbst wenn sie erfolgreich restrukturieren, sie sind zu klein, um zu überleben. Sie wissen, wie wir heute dastehen, wir produzieren heute im Jahr 3,8 Millionen Fahrzeuge, wir sind der profitabelste Autobauer der Welt geworden, wir haben keine Schulden, wir haben die Technologie und wir haben das Management, um Pläne umzusetzen. Wenn Sie danach fragen, was ist eine gute Größe für einen Mann, dann sage ich: Es kommt nicht darauf an, ob er zwei Meter groß ist oder 1,50 Meter, es kommt darauf an, dass er mit beiden Beinen auf dem Boden steht. Das gilt auch für PSA.
Ein schöner Vergleich, aber können Sie sich dennoch etwas konkreter zu möglichen Partnerschaften äußern?
Wenn es irgendwann Opportunitäten gibt, die Werte und Synergien schaffen können für unsere Mitarbeiter und unsere Anteilseigner, dann würden wir diese Chancen in Betracht ziehen. Aber nicht auf aggressive Weise. Wir wollen nicht die Größten sein, aber die Besten.
Rechnen Sie damit, dass in zehn Jahren mindestens ein großer Automobilhersteller vom Markt verschwunden sein wird?
Das weiß ich nicht. Aber klar ist: Wir würden nicht in die engere Auswahl kommen.