Herr Massa, warum sind Sie in die Formel E gegangen und nicht in eine der anderen Rennserien?
Ich habe mir viele verschiedene Meisterschaften angesehen und analysiert. Wie die Deutsche Tourenwagenmeisterschaft DTM oder die Landstrecken-Weltmeisterschaft WEC. Die DTM ist eine Meisterschaft, die mir eigentlich gut gefällt. Sie ist wettbewerbsfähig und es gibt dort tolle Fahrer. Aber die Mentalität der DTM gefällt mir nicht so sehr. Es ist zu viel Politik im Spiel und Mercedes verlässt die Meisterschaft. Wegen dieser beiden Aspekte bin ich nicht wirklich an der DTM interessiert. Auch die WEC ist eine der besten Meisterschaften. Die LMP 1-Autos bewegen sich auf einem Niveau ähnlich wie die Fahrzeuge in der Formel 1. Aber die Serie wird derzeit von Toyota dominiert. Außerdem bevorzuge ich Sprint- gegenüber Langstreckenrennen. Die Formel E hat in der letzten Saison einen großen Schritt nach vorne gemacht. Es ist nicht einmal unmöglich zu sagen, dass die Formel E einmal so etwas wie die Formel 1 sein kann. Die Meisterschaft braucht einfach noch etwas Zeit. Lass uns jetzt anfangen und schauen. Ich hoffe, ich habe Spaß und kann die Saison genießen.
Wie stark sind Sie in die technische Entwicklung des Formel-E-Autos eingebunden?
Sehr stark. Die Informationen des Fahrers sind wichtig für das Team, um das Fahrzeug in die richtige Richtung weiterzuentwickeln.
Müssen die das Rennfahren für die Formel E neu lernen?
Das kommt darauf an. Qualifying ist Qualifying. Man gibt einfach sein Bestes, so wie man es in jeder Meisterschaft macht. Aber die Rennen in der Formel E sind anders. Es gibt viele Dinge, die ich noch lernen muss. Beispielsweise der Umgang mit der Antriebsbatterie und dem Lademanagement.
Werden in der Formel E andere Fahrerqualitäten benötigt?
Man muss viel mit Köpfchen fahren. Beispielsweise muss man wissen, wie die Batterie optimal einzusetzen ist. Wenn man zu viel Druck macht, verliert der Akku seine Leistung. Wenn man zu wenig Druck macht, verliert man vielleicht seine Position.
Was ist der größte Unterschied zur Formel 1?
Alles ist anders. Der Motor, das Auto, der Abtrieb, die Reifen, die Elektroantrieb, die Mentalität der Meisterschaft. Die Rennstrecken sind enge Straßenkurse. Das ist wie die ganze Saison in Monaco zu fahren.
Kann ein Formel E Auto irgendwann die Rundenzeiten eines Formel-1-Rennwagens erreichen?
Ich glaube nicht. In der Formel 1 ist der Abtrieb alles. Der Abtrieb bringt den Grip für die Rundenzeiten. Und die Reifen in der Formel 1 verfügen über einen enormen Grip.
Was braucht die Formula E, um künftig erfolgreich zu sein?
Es gibt dort viele Fahrer die Rennen gewinnen können. Nicht nur zwei oder drei wie in der Formel 1. Ich denke, die Formel E bietet den Zuschauern eine tolle Show. Vielleicht macht das den Unterschied.Das große Geld ist in der Formel 1. Wie sehr sind die Sponsoren an der Formula E interessiert?
Das Interesse der Unternehmen an der Formel E ist großartig. Es gibt eine Vielzahl an Sponsoren. Ich konnte selber mehr eigene Sponsoren für die Formel E gewinnen, als mir das zuletzt beim Williams-Team in der Formel 1 gelungen war. Das zeigt das große Interesse an der Rennserie. Die Formel E kann sich in der Zukunft zu einer wirklich großen Meisterschaft entwickeln. Da gibt es noch viel Potenzial
Vermissen Sie den Sound der Formel-1-Motoren?
Ja, nicht nur ich, sondern auch die Fans. Aber die Formel E zieht auch neue Fangruppen an.
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