Das Geschäft mit der Suche – und selbstfahrenden Autos

Google hat die Welt verändert, denn was man nicht weiß, "googlet" man. Das Geschäftsmodell rund um das sekundenschnelle Auffinden von Informationen im Internet ist sehr schnell weltweit zur Selbstverständlichkeit geworden.

So selbstverständlich, dass über viele Jahre gar nicht klar war, was für eine Datenmacht sich bei Google ansammelt. Heute gilt der Konzern als das mächtigste Unternehmen der Welt, das durch geschickte Positionierungen von Suchergebnissen sogar Präsidentschaftswahlen oder Wirtschaftskrimis mitentscheiden kann. Mittlerweile ruft Google mit seiner grenzenlosen Marktmacht im Internet verstärkt Aufseher – vor allem in Europa – auf den Plan.

Parallel dazu treibt der Konzern mit eigener Forschung die Wissenschaft und auch die Industrie vor sich her. Als im Sommer 2015 das Google-Imperium in unterschiedliche Teilbereiche aufgeteilt wurde und eine Konzernmutter unter dem Namen Alphabet entstand, war klar: Die Suchmaschine rund um die Firma Google war nur der Anfang zur Veränderung der Welt.

Mittlerweile gibt es acht Konzerntöchter, die allesamt unterschiedlichen Grundsätzen in Forschung und Entwicklung nachgehen. Gemeinsam aber haben sie alle ein Ziel: Das Unmögliche möglich machen und die Welt verändern. Geht es nach den Google-Gründern Gründern Larry Page als und Sergey Brin, die mittlerweile auch die Alphabet-Holding leiten, soll ihr Konzern die Welt zu einer besseren Welt machen.

Access & Energy: Betreibt Netzwerke, tritt als Internet-Provider auf und baut mit der Firma Fiber eigene Glasfasernetze auf.

Calico: Ein Biotechnologie- und Gentechnik-Labor, dessen Ziel es ist, die Alterung des Menschen zu erforschen und Mittel für eine Verlängerung des Lebens zu finden.

Chronicle: Die aus dem Geheimlabor Google X entstandene Firma Chronicle ist spezialisiert auf Cybersecurity.

DeepMind: Entwickelt Anwendungen rund um künstliche Intelligenz

GoogleCapital: Risikokapitalarm von Alphabet. Investiert in Unternehmen in späteren Wachstumsphasen.

Google: Google-CEO Sundar Pichai leitet das Unternehmen rund um die Suchmaschine mit den Bereichen Search, Ads, Android, Chrome, Apps, Maps und YouTube.

Jigsaw: Früher Google Ideas. Das Unternehmen kümmert sich um das Verständnis globaler Herausforderungen und der Anwendungen technologischer Lösungen für die Bekämpfung von Extremismus, Online-Zensur und Cyber-Attacken bis hin zum Schutz des Zugangs zu Informationen für jedermann.

Sidewalk: Verkehrsmanagement und Stadtentwicklung

Verily Life Science: Biowissenschaften. Hier sollen intelligente Kontaktlinsen entwickelt werden.

GV: Google Ventures, Risikokapitalarm von Alphabet, der in frühphasige Start-ups investiert

Google X: Geheimlabor von Google, in dem Forschungsprojekten wie Google Glass, das erste selbstfahrende Auto oder Project Loon entstanden sind.

und natürlich:

Waymo: selbstfahrende Autos und ein eigenes Ridesharing

Googles Schwester Waymo ist derzeit vor allem die Firma, die die Autoindustrie in Atem hält. Sie entwickelt Technologie für selbstfahrende Autos. Was viele Menschen jahrelang nicht wussten war, wie strategisch und sukzessive ein Team in den Geheimlaboren von Google X bereits an selbstfahrenden Autos geforscht hat – lange bevor Daimler, BMW oder Volkswagen eigene Entwicklungsabteilungen zum autonomen Auto gründeten und in die Forschung massiv investierten.

Angefangen hat alles 2005. Damals meldete sich Sebastian Thrun, ein deutscher Wissenschaftler und Programmierer aus Solingen bei der Darpa Grand Challenge an. Die Darpa ist ein Autorennen für Erfinder und Tüftler, mitten in der Wüste von Nevada. Regelmäßig wird das Rennen vom Pentagon organisiert, um auf schlaue Köpfe, Querdenker, Entwickler und Verrückte aufmerksam zu werden, die anders denken als der Mainstream.

Damals hatte das US-Verteidigungsministerium zwei Millionen Dollar für das Auto ausgeschrieben, das den Wüsten-Parcours am schnellsten bewältigt. Thrun schickte einen umgebauten VW an den Start. Thruns Auto gewann. Es fuhr in sechs Stunden, 53 Minuten und 58 Sekunden durch den Wüstenparcours. Autonom.

Nicht nur Mitarbeiter des Pentagon sahen diese Sensation, sondern auch Google-Gründer Larry Page, der die Darpa 2005 verfolgt hatte. Er schließlich holte sich den Deutschen und sagte: "Mach das bei uns, Sebastian, fahr einfach durch San Francisco." Page war laut Thrun derjenige, "der mehr daran geglaubt hat als ich", der Thrun ermutigt hatte, das Unmögliche einfach zu tun, Dinge umzusetzen, für die es keine Regeln gab. Geld spielte da schon für Google keine Rolle mehr. Thrun fuhr mit den selbst programmierten Autos einfach rum, baute Sensoren um, schrieb Algorithmen und kreierte damit die Basis für alle selbstfahrenden Autos.

Nach gut 15 Monaten Arbeit in der Geheimforschungsabteilung Google X fuhren autonome Fahrzeuge durch San Francisco. Heute istThruns ehemaliges Google-X-Team eine eigene Firma im Alphabet-Konzern: Waymo.

Klar ist auch: Waymo entwickelt die selbstfahrenden Systeme, das Blech kommt von Autoherstellern, frei nach dem Motto: Schuster bleib bei deinen Leisten und mache das, was du kannst: Jaguar Land Rover und Fiat Chrysler liefern in diesem Fall die Fahrzeuge, den neuen rein elektrischen IPace (20.000 hat Waymo bereits geordert) und den Van Chrysler Pacifica, Waymo wiederum liefert die Software und kümmert sich darum, dass die selbstfahrenden Funktionen laufen.

In einem Vorort von Phoenix im US-Staat Arizona fährt bereits eine erste selbstfahrende Flotte Robo-Taxis. Im Jahr 2020 sollen über 20.000 IPace in Waymo-Diensten in amerikanischen Städten unterwegs sein.