Das Ende der Kultautos

Er hat Kultstatus: der Bulli. Den VW-Bus gibt es seit 1950, und er steht für Generationen junger Menschen für ein ganz bestimmtes Freiheitsgefühl. Damals wurde der Erstling T1 getauft. Die stumpfe Silhouette des Bullis kennt und erkennt jeder.

Doch der neue T7 wird diese Silhouette nicht mehr haben. Der Bus wird breiter und flacher, er bekommt eine Schnauze. Die Fangemeinde ist in den Internetforen dementsprechend entrüstet. Das sei nicht mehr "ihr" Bulli. Doch Kritik gab es auch schon beim Wechsel von T3 auf T4 und von T4 auf T5 usw. Immer geht ein Stück Kult verloren.

VW passt das Auto den neuen Zeiten an. Das Fahrzeug muss aerodynamischer (cw-Wert) werden und braucht mehr Crash-Sicherheit. Die Vernunft siegt über das Fahrzeug.

Auch der Smart war von Anfang an Kult. Das Kleinstgefährt gibt es seit fast 25 Jahren, der Schweizer Unternehmer Nicolas Hayek wollte es gemeinsam mit Daimler groß machen. Als Hayek ausstieg, machte Daimler weiter und verkaufte seitdem Hunderttausende Einheiten. Doch das Stadtauto blieb in der Nische. Er war etwas Besonderes. So hoch der Bekanntheitsgrad ist (in China etwas mehr als 90 Prozent), so defizitär war die Marke. Daimler musste etwas tun, Kult hin oder her.

Nun ist aus dem kleinen Ding ein SUV geworden. Das neue Joint Venture von Daimler und Geely hatte das neue, noch konzeptartige Modell jüngst auf der IAA Mobility vorgestellt. Das Segment der Kompaktautos sei einfach um ein Vielfaches größer, die Chancen seien bessere. Auch hier hat obsiegt: die Vernunft.

Der Land Rover Defender ist der Vater aller Kultautos – und existiert in seiner Form ebenfalls nicht mehr. Der Autokonzern Jaguar Land Rover produzierte bis 2016 mehr als zwei Millionen Einheiten. Doch aus wirtschaftlichen Erwägungen und um den Geländewagen in die neue Zeit zu überführen, setzten die Briten den Defender neu auf. Damit ist es auch mit dem Kult vorbei, denn der neue wird diesen Status nicht bekommen können.

Der Verlustschmerz geht so weit, dass ein britischer Chemiekonzern sich in den Kopf gesetzt hat, einen Defender-Nachfolger zu bauen: Ineos Automotive wird seinen Grenadier – so der Name des Modells – im kommenden Jahr auf den Markt bringen. Er hat die Silhouette des Kultklassikers Defender.

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