Rund 75 Minuten lang braucht Richter Fabian Reuschle im Saal 153 des Landgerichts Stuttgart für die Urteilsbegründung. Immer wieder schaut er vom Mikrofon auf und in die Gesichter der Anwälte – als wäre ihm die Bedeutung seiner Worte wohl bewusst.
So gründlich wie er hat sich wohl noch kein deutscher Richter mit dem VW-Skandal und der Rolle von Bosch befasst. Eine Entscheidung mit Signalwirkung auch für andere Gerichte, die sich demnächst mit der juristischen Aufarbeitung des Falls beschäftigen müssen.
Im Fokus des von Kapitalanlegern gegen die Porsche SE angestrengten Verfahrens stand dabei zunächst Bosch. Die Kläger verlangten die Herausgabe brisanten Mailverkehrs zwischen dem Zulieferer und dem Volkswagen-Konzern. Bosch verweigerte die Herausgabe der Unterlagen und berief sich dabei auf das Zeugnisverweigerungsrecht und die Gefahr eines unmittelbaren vermögensrechtlichen Schadens für das Unternehmen.