EXKLUSIV - Verträge unterzeichnet

Daimler steigt bei Gebrauchtwagenplattform HeyCar ein

Der Einstieg von Daimler bei VWs Gebrauchtwagenplattform bringt frisches Geld – und es soll nicht bei zwei Gesellschaftern bleiben.

Donnerstag, 13. September 2018, 12.28 Uhr

Die Verträge zum Einstieg von Daimler Financial Services bei der Tochter von Volkswagen Financial Services wurden am Mittwoch unterschrieben, die Zustimmung durch die Kartellbehörden steht allerdings noch aus.

Die Transaktion erfolgt als Kapitalerhöhung, nach der die Stuttgarter 20 Prozent des Betreibers Mobility Trader halten werden. Die Investition kommt also der Plattform zugute. Wie hoch sie ausfiel, wurde nicht bekannt.

"Wir haben uns mit Heycar klar und von Beginn an als markenübergreifende Qualitätsplattform für Gebrauchtwagen aller Automobilmarken aufgestellt. Umso mehr freut es uns, dass Daimler nun als weiterer Investor vom Heycar-Konzept überzeugt ist und sich an Heycar beteiligt", sagte Christian Dahlheim, der aktuell noch Vertriebsvorstand von VWFS ist, zum 1. Oktober aber Vertriebsvorstand des VW-Konzerns wird. Durch den Einstieg setze Heycar seinen Weg als "Alternative zu Plattformen wie Mobile.de und AutoScout24 weiter fort".

Weiteren Investoren stehe man "sehr offen gegenüber" auch dies untermauere den "strategischen Anspruch an Markenneutralität".

"Das Gebrauchtwagengeschäft ist für uns ein enorm wichtiges Geschäft", betonte Franz Reiner, Europavorstand der Daimler Financial Services und Vorstandsvorsitzender der Mercedes-Benz Bank. "Daher ist für uns eine Markenübergreifende Plattform wie Heycar ein zusätzlicher Kanal, um diesem wichtigen Segment Nachdruck zu geben."

Insgesamt will er die Penetrationsrate der Mercedes Benz Bank, die derzeit bei 20 Prozent liegt "deutlich ausbauen". Zuletzt machten Gebrauchtwagen dort ein Volumen von 1,8 Milliarden Euro aus, und legten mit 18 Prozent deutlich zu. Das Neugeschäft ist mit rund 13 Milliarden Euro aber noch deutlich höher. Daher wolle man "Gas geben."

Dass Daimler sich mit 20 Prozent beteiligt, ist laut Dahlheim auch der Tatsache geschuldet, dass man für weitere Investoren offen sei. So sei "noch Luft auch für andere". Bereits jetzt gibt es Gespräche über den Einstieg weiterer Marktteilnehmer. "Wir sind mit nahezu allen Captives und Herstellen in Gesprächen über eine Teilnahme auf der Plattform. Daraus ergeben sich dann teilweise auch Gespräche über mögliche Beteiligungen", sagte Dahlheim.

"Wir fahren hier den gemeinsamen Ansatz, unseren Kunden und Händlern eine Alternative im Onlinemarkt geben zu wollen", sagte Reiner und Dahlheim ergänzte: "Da ist es nicht so wichtig, ob der eine 20 und der andere 80 Prozent hat." Im Zuge des Einstiegs erhält Daimler einen Sitz im Beirat der Mobility Trader und im Falle einer internationalen Expansion auch je einen Sitz in neuen Landesgesellschaften.

Grundsätzlich kommen für einen Einstieg als Teilhaber mit Stimmrechten für die aktuellen Eigner nur Hersteller oder deren Finanzinstitute infrage. Allerdings gibt es auch mit einigen großen Händlern Gespräche über eine Beteiligung – allerdings ohne Stimmrechte. Einer Beteiligung von Verbänden mit Stimmrecht erteilte Dahlheim dagegen eine Absage.

Aktuell sind mehr als 316.000 Fahrzeuge auf der Gebrauchtwagenplattform eingestellt. Sie stammen von mehr als 1000 Händlern mit rund 3000 Standorten. Mehr als die Hälfte geht auf Marken des VW-Konzerns zurück. Fahrzeuge der Marke Mercedes sind mit rund 14.000 Exemplaren noch eher unterdurchschnittlich vertreten (siehe Grafik).

Dies soll sich allerdings ändern. "Wir werden das Thema bei den Händlern adressieren", sagte Reiner. "Wir wissen durch Vorgespräche, dass die Bereitschaft groß ist und ich bin zuversichtlich, dass wir einen deutlichen Anstieg von Mercedes-Produkten sehen werden."

Mittelfristig soll Heycar auch über die deutschen Grenzen hinaus ausgeweitet werden. "Aber wir werden sicher nicht vor 2019 konkrete Aktivitäten in diese Richtung sehen", sagte Dahlheim.

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