Lange hat es gedauert, bis die Hardware-Nachrüstung für Euro-5-Dieselfahrzeuge in Gang gekommen ist. Ende Juli hat das Kraftfahrtbundesamt die ersten Genehmigungen für Modelle von Volvo erteilt, auch für zahlreiche Mercedes-, BMW und VW-Baureihen gibt es inzwischen Lösungen. Doch die Anbieter mussten zunächst Vertriebsstrukturen mit dem Handel aufbauen, der den Einbau ausführen muss. Jetzt aber startet die Produktion, die ersten Kunden haben bereits geordert.
"Das läuft schon relativ gut an", sagte Martin Pley vom Abgasspezialisten Dr Pley SCR Technology der Automobilwoche. So seien innerhalb weniger Wochen über 1000 Bestellungen eingegangen. Dabei handelt es sich vor allem um Lösungen für Mercedes- und Volvo-Modelle. Die ersten Abgas-Systeme sollen ab Mitte November versandbereit sein. Pley lässt beim Zulieferer Bosal produzieren.
Für den Einbau hat Pley bereits Verträge mit Werkstätten in den sogenannten Intensivstädten mit besonders belasteter Luft geschlossen, etwa in Stuttgart, Frankfurt oder Berlin. Kurios: Zum Teil übernehmen Mercedes-Händler auch den Einbau für BMW, da die Münchner die Hardware-Nachrüstung für ihre Modelle kategorisch ablehnen.
Der Daimler-Konzern rechnet nach Informationen der Automobilwoche aus Unternehmenskreisen mit maximal 50.000 Nachrüstungen in Deutschland. Ein Sprecher sagte, die genaue Zahl hänge davon ab, ob es tatsächlich für Euro-5-Diesel Fahrverbotszonen in den Städten gebe, für welche Baureihen Nachrüstungen angeboten würden und ob sich Kunden auch außerhalb der Schwerpunktregionen für einen Einbau entschieden, da diese nicht finanziell vom Hersteller unterstützt würden.
Daimler beteiligt sich wie der VW-Konzern mit 3000 Euro am Einbau. Die tatsächlichen Kosten dürften in den meisten Fällen um einige Hundert Euro höher liegen. Seit Anfang August hätten sich "einige Tausend" anspruchsberechtigte Kunden auf der dafür eingerichteten Internetseite eingetragen, heißt es bei Daimler.
Bei der Baumot-Gruppe, die Nachrüstungen für viele VW-Modelle anbietet, sollen die ersten Umrüstungen ab Ende Oktober möglich sein. "Wir sehen ein großes Interesse der Kunden", sagte Baumot-Chef Stefan Beinkämpen der Automobilwoche. Allerdings müssten noch die entsprechenden Verträge mit den VW-Händlern geschlossen werden. Unabhängig von Fahrverboten spreche auch der Werterhalt des Fahrzeugs für einen Einbau der verbesserten Abgasreinigung, so Beinkämpen.
Die Hardware-Nachrüstungen sind Teil der Bemühungen, die Luftqualität in den Städten zu verbessern und flächendeckende Fahrverbote zu vermeiden. Die Zuschüsse der Hersteller gelten für Fahrzeughalter, die in den Regionen mit der höchsten Stickstoffdioxid-Belastung leben. Dazu zählen Backnang, Bochum, Darmstadt, Düren, Düsseldorf, Frankfurt/Main, Hamburg, Heilbronn, Kiel, Köln, Limburg an der Lahn, Ludwigsburg, München, Reutlingen, Stuttgart – und die direkt angrenzenden Landkreise.
Bisher gelten nur in einigen Städten wie Hamburg oder Darmstadt auf einzelnen Straßen Fahrverbote für Euro-5-Diesel. Mehr Beschränkungen gibt es für Fahrzeuge der Kategorie Euro 4 und älter. Lediglich in Stuttgart ist das Verbot aber flächendeckend für die Umweltzone. In Berlin sollte auf einigen Straßen ein Fahrverbot für Euro-5-Diesel ab Oktober gelten. Allerdings konnten die Schilder dazu nicht rechtzeitig geliefert werden. Nun ist die Beschränkung auf unbestimmte Zeit verschoben.
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