Wenn der Daimler-Konzern ein neues Modell entwickelt, dann gingen die Ingenieure bisher davon aus, dass an Bord auf jeden Fall ein Verbrennungsmotor ist. Doch die zunehmende Elektro-Offensive führt zu einem Umdenken, das sich nun auch in einer veränderten Plattformstrategie niederschlägt.
Entwicklungschef Markus Schäfer kündigte einen radikalen Kurswechsel für die Marke Mercedes an: "Alle Architekturen der Zukunft werden konsequent elektrisch entwickelt, die Ableitungen folgen daraus", sagte Schäfer der Automobilwoche am Rande der IAA.
Dies erfordere ein "fundamentales Umdenken" bei den rund 18.000 Entwicklern, die vor allem in Sindelfingen angesiedelt sind. Daimler rechne für 2030 mit einem Anteil von 50 Prozent Steckerfahrzeugen, also entweder rein elektrisch oder als Plug-in-Hybrid. Dies erlaube entsprechende Stückzahlen, die auch eine Kooperation mit anderen Herstellern nicht zwingend nötig machten.
Setzt man bei Mercedes in den nächsten zehn Jahren ein ähnliches Wachstum voraus wie in den vergangenen, dann handelt es sich dabei weltweit um jährlich weit mehr als 1,5 Millionen Fahrzeuge.
Vorbote der neuen Elektroplattformen ist der EQS, den Mercedes in Frankfurt als Studie gezeigt hat. Er könnte 2021 auf den Markt kommen. Bisher hat Mercedes seine Modelle der EQ-Familie auf den Architekturen des jeweiligen Verbrenner-Modells entwickelt, die auch für einen Elektroantrieb ausgelegt waren.
So basiert der EQC auf dem Sportgeländewagen GLC, der EQV auf der konventionellen V-Klasse. Auch die für nächstes Jahr vorgesehenen kompakten E-Fahrzeuge wie EQB und EQA werden noch auf der modifizierten konventionellen Architektur basieren. Die Plattform des EQS soll dagegen für eine Vielzahl von unterschiedlichen Elektrofahrzeugen tauglich sein – für Limousinen bis hin zu den großen SUVs aus Tuscaloosa.