Im Streit um die Vergabe von Zukunftskomponenten für E-Autos hat Daimler-Chef Ola Källenius die Arbeitnehmer zu Zugeständnissen aufgefordert. "Renditen aufrecht zu erhalten bei hohen Kostenstrukturen ist schwierig. Also gilt es, Kostenstrukturen zu verbessern", sagte er beim Automobilwoche Kongress in Berlin. Er habe Verständnis dafür, dass jedes Werk darum kämpfe, neue Technologien zu bekommen. "Aber aus Tradition diese Entscheidung zu treffen ist falsch", so Källenius weiter. Man müsse sich die Gesamtwirtschaftlichkeit des Projekts anschauen.
Konkret geht es um den elektrischen Antriebsstrang für die nächste Generation von E-Fahrzeugen, um den sich das Werk Untertürkheim beworben hat. Die Entscheidung hat große Bedeutung. Die Arbeitnehmer am Standort, an dem rund 10.000 der 19.000 Jobs an Verbrennungsmotoren und Getrieben hängen, fürchten angesichts der Umstellung auf die Elektromobilität eine geringere Auslastung und in der Folge einen Jobabbau. Auch Zulieferer wie ZF sind im Rennen um den Großauftrag. Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht hatte zuvor deutlich gemacht, dass eine Fremdvergabe nicht tolerierbar sei. Verhandlungsführer Michael Häberle kritisierte: "Die Werkleitung hat uns mit einem umfangreichen Katalog an Forderungen konfrontiert, die in keinerlei Relation zum Verhandlungspaket stehen."
Daimler-Chef Ola Källenius will die Kosten im Konzern insgesamt deutlich reduzieren. So sollen 1100 Stellen von Führungskräften weltweit abgebaut werden, in Deutschland wäre jede zehnte leitende Funktion betroffen, wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtete. Außerdem sollen alle Beschäftigten im kommenden Jahr auf Tariferhöhungen und individuellen Entgelt-Steigerungen verzichten. Der Konzern bestätigte lediglich, dass derzeit "konstruktive Gespräche" mit dem Betriebsrat geführt würden. Details zu seiner Strategie will Källenius auf einem Investorentag am Donnerstag kommender Woche erläutern.
Auf dem Automobilwoche Kongress kündigte Källenius zudem eine deutliche Reduzierung der Komplexität an. Bis zum Jahr 2024 werde angesichts von Plug-In-Hybriden, rein elektrischen Modellen und vielen Verbrennungsmotoren die Spitze erreicht sein. "Jetzt treffen wir Entscheidungen für Architekturen von 2025 bis 2030. Da muss man vereinfachen und konsolidieren."
Dabei würden die einzelnen Modelle wie Roadster oder Cabrios und Coupés genau analysiert. "Nischen sind ja kein Selbstzweck, sondern wir wollen Geld verdienen. Wir schauen und sehr genau an, welche Segmente sich gut entwickeln und welche schwächer. In den guten werden wir nachlegen, in den schwächeren nicht", so Källenius.
Dennoch gibt es beim Sparen offenbar Grenzen für Källenius. "Einen Zusammenschluss mit BMW halte ich für ausgeschlossen. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die sich das vorstellen können."
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