Citroën zeigt, wie man ein günstiges E-Auto baut

Jahrelang haben Europas Verbraucher auf ein bezahlbares Elektroauto "made in Europe" gewartet. Jetzt ist Citroen vorgeprescht und hat mit dem e-C3 einen vollwertigen rein elektrischen Kleinwagen zu einem Listenpreis von 23.300 Euro präsentiert. 

Dieser Preis gilt sogar noch ohne staatliche Förderung. Zudem soll 2025 eine noch günstigere Version folgen mit einer verknappten Reichweite von 200 Kilometern zu einem Preis von unter 20.000 Euro.

Bei dem kleinen und günstigen Citroën wird es bei Stellantis auch nicht bleiben: Fiat, Peugeot und Opell haben bereits angekündigt, mit reinen E-Autos in ähnliche Preisregionen vorzustoßen. Andere Hersteller sind an dieser Herausforderung bislang gescheitert - das günstigste Modell war bislang der Volkswagen e-up! ab rund 30.000 Euro.

Der im slowakischen Trnava gebaut e-C3 erreicht den günstigen Preis vor allem durch drei Maßnahmen: 

Citroën verzichtet auf eine teure Lithium-Ionen-Batterie und baut stattdessen eine Lithium-Eisen-Phosphat-Batterie. Diese verfügt zudem nur über eine eher knappe Kapazität von 44 kWh. Das ist dennoch ausreichend für eine angegebene Reichweite von 320 Kilometern nach WLTP. Ein Grund dafür ist auch die kleine und somit eher leichte Batterie.

Immer mehr in den Fokus der E-Auto-Nutzer rückt dabei neben der reinen Batterie-Kapazität die Höhe des höchstmöglichen Ladestroms. Und der ist bei dem kleine e-C3 relativ hoch: Die kleine Lithium-Eisen-Phospat-Batterie kann an geeigneten Ladesäulen mit bis zu 100 kW geladen werden. Das ermöglicht es, in nur 26 Minuten die Batterie von 20 auf 80 Prozent aufzuladen. Genau diese Spanne ist aber typischerweise der Bereich, in dem im Alltag am häufigsten geladen wird. An einer klassischen AC-Ladestation mit 11 kW dauert das Beladen von 20 auf 80 Prozent zwei Stunden und 50 Minuten.

Für sinkende Batteriepreise aber noch entscheidender wird die Tatsache sein, dass die Batterien für europäische E-Autos ebenfalls in Europa hergestellt werden. Möglichst weitgehend sollen künftig auch die Vorprodukte für Kathode und Anode aus Europa stammen.

Stellantis baut diese eigene Batteriefertigung gerade auf, im französischen Douvrin wurde im Sommer die erste Gigafactory vom gemeinsam mit Total Energies gegründeten Joint Venture ACC eröffnet. Im nächsten Jahr soll dann die zweite ACC-Fabrik in Kaiserslautern starten, ein weiteres Jahr später die dritte im italienischen Termoli.

Citroën nutzt für den e-C3 noch nicht die künftige Stellantis-Kleinwagen-Plattform SLTA Small, für die Reichweiten von mindestens 500 Kilometer angekündigt wurden. Jedoch wird auch keine ältere Plattform mehr genutzt wie im C3 der vorherigen Generation. Stattdessen verbauen die Franzosen nun eine "spezielle" Version der aktuellen globalen "CMP Smart Car"-Plattform.

Diese Plattform ist bereits in Schwellenländern wie Indien oder Südamerika im Einsatz. "Speziell" bedeutet im Falle des e-C3, dass diese Plattform zwar prinzipiell als "Multi-Energy-Plattform" ausgelegt ist, also alle Antriebsarten aufnehmen kann. Im neuen e-C3 aber wurde sie optimiert auf rein elektrischen Antrieb.

Citroën verzichtet im e-C3 nicht auf heute zwingend notwendige Ausstattungselemente wie Notbremsassistent, Spurhalteassistent oder Fernlichtassistent., Durchaus gespart wird jedoch an vielen anderen Ecken, die kein "must have" sind: So gibt es kein teures Kombiinstrument im Cockpit und keine überbordende Optionsliste bei Farb- und Stoffauswahl. "Vereinfachte Auswahl" nennt Citroën das - womit man schlicht und ergreifend der jahrelang erfolgreich vorgelebten Strategie von Dacia folgt.

Gut für die Kostenseite ist auch der Verzicht auf einen starken Antriebsmotor und High-Speed-Fähigkeit. Tatsächlich schafft der neue e-C3 mit seinem 113 PS E-Motor nur ein Maximaltempo von 135 km/h. Die Beschleunigung ist dabei mit 11 Sekunden bis 100km/h durchaus ordentlich für einen Kleinwagen.

Opel-Chef Florian Huettl hatte schon im Juli im Interview mit der Automobilwoche angekündigt, dass die Rüsselsheimer ab 2026 ein reines BEV für fünf Personen für 25.000 bis 27.000 Euro anbieten werden. Auf der IAA Mobility in München präzisierte er, dass der Preis wohl eher bei 25.000 als bei 27.000 Euro liegen werde.

Welches Modell Opel dafür im Köcher hat, lässt der Hersteller noch offen. Fest steht aber, dass dabei die neue SLTA Small-Plattform zum Einsatz kommen wird - die mehr Möglichkeiten bietet, aber auch etwas mehr kostet als die Plattform des neuen Citroën e-C3.

Auch Peugeot wird diese Plattform für sein kommendes Einstiegs-BEV nutzen, wie Markenchefin Linda Jackson vor kurzem im Interview mit der Automobilwoche erklärte. Und Peugeot will dieses Modell bereits 2025 präsentieren, nicht erst 2026 wie Opel.

Neben Opel und Peugeot wird auch Fiat in das Segment mit bezahlbaren BEVs einsteigen. Das machte im August Fiat-Markenchef Olivier Francois deutlich: Es werde ein „schnörkelloses, vom Fiat Panda inspiriertes Modell“ sein, ließ er sich entlocken.  Ebenso wie Opel und Peugeot nannte er keine Details oder zum Namen des künftigen E-Einsteigers.

Im Juli hatte Fiat bereits den rein elektrischen Topolino vorgestellt, bei dem es sich aber lediglich um einen Ableger des winzigen Citroën Ami handelt, auf dem auch das Schwestermodell Opel Rocks-e basiert. Sprecher all dieser Marken wollten am Mittwoch keine Details zu den geplanten Modellen nennen.

Ins Hintertreffen geraten ist damit der VW-Konzern. Bezahlbare rein elektrische Kleinwagen gibt es nicht im Konzern. Der aktuelle E-Up läuft im vierten Quartal aus und kostet ohnehin mehr als 30.000 Euro. Das dann folgende nächste E-Modell, der ID.3, kostet mindestens 40.000 Euro.

Für die ersehnte Abhilfe soll der dringend benötigte ID.2 bringen, der Ende 2025 auf den Markt kommen soll. Die Studie ID. 2all wurde bereits vorgestellt mit der Ansage, dass ein Serienfahrzeug dieser Klasse bei der Marke Volkswagen für unter 25.000 Euro angeboten werden soll. Es wird der erste VW auf Basis der veränderten Plattform "MEB Entry" mit Frontantrieb sein.

Die nächste Stufe im Preiskampf der E-Autos soll dann der noch fernere ID.1 sein, mit einem Preis von unter 20.000 Euro. Lange war ungewiss, ob VW ein solches Projekt bis zur Serie durchfechten wird. Markenchef Thomas Schäfer sagte aber im Frühjahr der Automobilwoche, dass ein ID.1 womöglich schon 2026, vielleicht auch 2027 auf den Markt kommen könne.

Aus dem Datencenter:

Entwicklung der reinen Elektroautos in Deutschland bis September 2023