Chipkrise führt bei Vermietern 2022 zu massiver Preiserhöhung

Herr Hilgerloh, Corona hat die Vermieter hart getroffen. Jetzt flaut die Pandemie ab. Wie sind die Aussichten?

Wir hoffen, dass Corona bald vorbei ist und dass es zu keinem weiteren Lockdown kommt. Die Geschäfte laufen aktuell wieder gut, sodass wir wohl ordentlich durchs Jahr kommen. Allerdings sind wir noch nicht auf dem Niveau vergangener Zeiten. Doch das Jahr 2022 steht jetzt schon unter einem schlechten Stern.

Warum?

Auch im nächsten Jahr bekommen wir die Halbleiterkrise extrem zu spüren. Die Hersteller stellen uns Vermietern im nächsten Jahr massiv weniger Autos zur Verfügung– im Vergleich zu dem, was wir brauchen würden.

Im vergangenen Jahr kamen über den Vermieterkanal rund 287.000 Pkw auf die Straße, 2019 waren es 410.000. Was erwarten Sie?

Wie gesagt: Wir sind vom Vorkrisenniveau noch entfernt. Aufgrund von Corona waren viele Vermieter bei ihren Bestellungen noch vorsichtig. Etwa 300.000 Pkw wären denkbar gewesen.

Und wie viel sagen Ihnen die Hersteller zu?

Sie liefern uns etwa 20 bis 25 Prozent weniger Fahrzeuge, als die Branche eigentlich brauchen würde. Uns werden rund 75.000 Fahrzeuge in Deutschland fehlen.

Trifft das nur die Vermieter?

Nein. Die Hersteller bedienen vornehmlich das Privatkundengeschäft, da es sich aus ihrer Sicht zunächst lukrativer darstellt. Das trifft vor allem Vermieter und jegliche Mobilitätsanbieter, Großkunden und Flottenbetreiber. Der Privatkundenmarkt ist lukrativer und wird wohl eher bedient.

Wie wirkt sich der Engpass aus?

Es ist schon jetzt absehbar, dass zu wenige Vermietfahrzeuge auf dem Markt sind. Steigt die Nachfrage weiter, verschlechtern sich die Konditionen. Wir gehen davon aus, dass die Preise im nächsten Jahr erneut deutlich steigen.

Um wie viel?

Das lässt sich nicht sagen. Ich gehe schon davon aus, dass die Preise nochmals massiv steigen. Aber es wird in Deutschland nicht wie in der Urlaubsregion Mallorca sein, wo sich die Preise im laufenden Jahr zum Teil vervielfacht haben.

Welche Möglichkeiten haben Sie, um dem Engpass entgegen zu wirken?

Die Fahrzeuge, die wir im Bestand haben, nutzen wir länger. Aber wenn die Fahrzeuge länger als zwölf Monate laufen, dann sind damit deutlich höhere Kosten verbunden. Zudem sehen wir uns auf dem Markt nach jungen Gebrauchtfahrzeugen um.

Wo gibt es noch günstige Gebrauchtwagen?

Auch das wird zunehmend schwierig, zumal es kein deutsches, sondern ein europäisches beziehungsweise weltweites Problem ist. Einige Hersteller denken darüber nach, uns mit Gebrauchtwagen zu beliefern. Auch das ist für uns eine Option.

Sind die Modelle neuer Hersteller aus China eine Alternative?

Wir erwägen jede Möglichkeit und verschließen uns keiner Marke.

Haben Sie von den Herstellern schon ein Signal, wann sich der Markt wieder normalisiert?

Das weiß niemand, auch die Hersteller nicht. Wir gehen davon aus, dass sich die Lieferkrise mindestens auf das gesamte Jahr 2023 auswirkt.

Als Vermieter haben Sie doch langfristige Verträge mit den Herstellern. Erhalten Sie da eine Kompensation?

Die Hersteller wollen ja nicht den Markt ärgern, sondern haben mit der Halbleiterkrise selbst große Probleme. Vielleicht würden sie heute anders agieren und Halbleiter auf Lager haben. Man muss hier überlegen, welche Möglichkeiten man hat.

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