Chinesische ... Was?

Die Pläne der zahlreichen chinesischen Autohersteller auf dem europäischen Markt sind ambitioniert. BYD etwa will bis 2026 allein in Deutschland eine sechsstellige Zahl an Autos verkaufen. „Ich will in Europa unter die Top fünf kommen“, sagt Brian Yang, BYDs Vize-Europachef. Konkurrent Great Wall Motors (Ora, Wey) wiederum erwägt bereits den Start einer eigenen europäischen Produktion. Doch Pläne sind das eine. In der Praxis gibt es noch viel zu tun.

So kann sich laut einer Civey-Umfrage im Auftrag der Automobilwoche zwar jeder vierte Autofahrer grundsätzlich vorstellen, ein Auto eines chinesischen Herstellers zu kaufen, ein erheblicher Teil der Verbraucher kennt jedoch keine einzige chinesische Marke. Das ergab eine aktuelle Umfrage des Marktforschungsinstituts Puls unter Autokäufern. Demnach kennen 41 Prozent der Befragten keine einzige chinesische Automarke. Zur Auswahl stand eine Liste mit insgesamt 22 Fabrikaten.

Vor allem Frauen haben sich noch wenig mit den Neuankömmlingen beschäftigt: Von ihnen war 59 Prozent keine der Marken bekannt. Bei den Männern waren es 30 Prozent. Die bekannteste chinesische Marke in der Umfrage ist auch eine der am längsten in Deutschland präsente: Polestar. Insgesamt 37 Prozent der Autofahrer kannten die schwedisch-chinesische Co-Produktion. Bei den Männern waren es 48 Prozent, bei den Frauen 20.

Erst mit deutlichem Abstand dahinter folgen MG und BYD mit je 21 Prozent, wobei nur MG mit zehn Prozent bei Frauen noch zweistellige Bekanntheitswerte erzielt. Der Großteil der übrigen Marken kommt sowohl bei Frauen als auch Männern nur noch auf einstellige Bekanntheitswerte.

Jedoch: Ist eine Marke den Verbrauchern bekannt, tragen sich viele mit dem Gedanken, diese auch zu kaufen. Jeder fünfte, der etwa Polestar kennt, äußerte auch ein Kaufinteresse. MG und BYD kamen auf 16 beziehungsweise 19 Prozent. Ora von Great Wall kam sogar auf 28 Prozent – allerdings bei einer Markenbekanntheit von fünf Prozent. Den höchsten Wert indes erzielte die Geely-Marke Radar. Die Marke ist zwar nur zwei Prozent der Befragten bekannt, von diesen zeigten aber immerhin 50 Prozent Kaufinteresse.

Das ist kein Zufall - die Fahrzeuge sind wettbewerbsfähig. "Abgesehen davon, dass viele einheimische Hersteller enorme Fortschritte in Sachen Design, Konstruktion, Fertigungsqualität und Optik gemacht haben: Gerade die Infotainmentsysteme und die dazugehörige Software lassen viele westliche Systeme alt aussehen", sagt Capgemini-Experte Peter Fintl. Außerdem hätten die chinesischen Elektro-Pioniere sich sehr genau damit auseinandergesetzt, wie man ein positives Kundenerlebnis im Handel schafft. "Und haben meiner Meinung nach einige westliche Marken in puncto Kundenerlebnis definitiv überholt", so Fintl.