Die Autobranche plant einen drastischen Jobabbau, der über bisherige Planungen hinaus geht. "Ich gehe davon aus, dass erste große Auswirkungen der Corona-Krise mit Sparpaketen der Unternehmen oder sogar einem Stellenabbau noch vor der Sommerpause akut werden", sagte Baden-Württembergs IG-Metall-Chef Roman Zitzelsberger der Automobilwoche. "Mit Ausnahme der Wirtschaft Chinas gibt es keinen Hinweis, dass diese Krise schnell vorbei sein könnte. Anders als 2008/09 ist der Einbruch nicht regional oder sektoral begrenzt, sondern international und allumfassend. Deshalb mache ich mir große Sorge um unsere Branchen."
Auch die Arbeitnehmervertretung beim weltgrößten Zulieferer Bosch erwartet weitere Stellenstreichungen. "Da im Mobility-Bereich die Fertigungsstandorte bereits Personal abgebaut und Zugeständnisse etwa mit Arbeitszeitverkürzungen gemacht haben, sind nun die Verwaltungsbereiche im Fokus", sagte Mario Gutmann, Betriebsratschef in Bamberg und Mitglied im Aufsichtsrat, der Automobilwoche.
Dies werde vor allem die Standorte für Forschung und Entwicklung in und um Stuttgart hart treffen. "Ich rechne damit, dass hier bis zu 20 Prozent Überkapazitäten vorhanden sind und diese nun über Abfindungsprogramme und Arbeitszeitverkürzungen reduziert werden", sagte er. Insidern zufolge könnte dies bis zu 3000 Jobs allein im Großraum Stuttgart betreffen.
Bei BMW schließt Betriebsratschef Manfred Schoch inzwischen auch betriebsbedingte Kündigungen nicht mehr aus, wie er in einem Podcast sagte. Auch bei Daimler wird mit einem neuen Sparprogramm gerechnet. Laut einer Umfrage des Verbands der Automobilindustrie (VDA) planen vor allem Zulieferer Kürzungen. Allein bei den 132 teilnehmenden Firmen ständen bis zu 12.500 Arbeitsplätze auf der Kippe, falls die Nachfrage nicht anzieht.
Zitzelsberger warnt: "Für uns ist entscheidend, dass sich die Arbeitgeber dazu bekennen, ohne große Brüche durch diese Krise zu kommen und auch die Interessen der Beschäftigten zu berücksichtigen. Gibt es diesen Konsens nicht, bekommen wir bald eine konfliktäre Debatte." Es brauche ein Gesamtkonzept, das für beide Seiten akzeptabel sei. So könnte überschüssige Arbeitszeit beispielsweise für Fortbildungen verwendet werden, um den Strukturwandel zu bewältigen.