Ein halbes Jahrhundert für Boysen

Rolf Geisel, Geschäftsführen der Boysen Gruppe, feiert sein 50-jähriges Dienstjubiläum. Am 1. August 1972 begann der damals 16-Jährige bei Boysen in Altensteig seine Lehre zum Werkzeugmacher. 13 Jahre später wird er Geschäftsführer und das Unternehmen zu seinem Lebenswerk. Aus einem einfachen Industriebetrieb formt er einen Global Player – mit durchschnittlich zweistelligem Umsatzwachstum in jedem Jahr. Sein nächstes Ziel: die Transformation vom Abgastechnik-Spezialisten zu einem Innovationsführer im Bereich der Umwelttechnik.

Geisel ist am 7. Juni 1956 in Simmersfeld-Ettmannsweiler und damit nur wenige Kilometer von der Firma Boysen entfernt zur Welt gekommen. Seine Lehre schließt der Sohn eines Schuhmachers in Theorie und Praxis jeweils mit der Note 1,0 ab. Weil das von ihm angestrebte Studium aus familiären Gründen nicht möglich ist, bleibt er in seinem Lehrbetrieb und bildet sich nebenberuflich zum REFA-Techniker fort.

Zwischen September 1974 und Oktober 1978 arbeitet er bei Boysen zunächst in der Arbeitsvorbereitung, ehe er mit 22 Jahren die Betriebsleitung des Werks in Altensteig-Walddorf übernimmt. Die marode Teilefabrik macht er in den nächsten sieben Jahren zum Vorzeigebetrieb und begründet damit seinen späteren Ruf als Produktionsprofi. Firmenchefin Elisabeth Boysen setzt auf das "Eigengewächs": Bereits ab 1982 trifft Geisel beim Zulieferer alle wesentlichen Entscheidungen, ab September 1985 schließlich in offizieller Funktion als Geschäftsführer. Zu dieser Zeit erwirtschaftet das Unternehmen mit 450 Mitarbeitern an vier lokalen Standorten einen Umsatz von rund 60 Millionen DM.

Als Mitglied der Geschäftsleitung übernimmt Rolf Geisel von Elisabeth Boysen ab 1985 weite Teile des Tagesgeschäfts und damit auch der wichtigen Zukunftsentscheidungen. Sein Leitsatz: "Ohne Risiko keine Zukunft." In seiner neuen Funktion verordnet er dem Unternehmen den Einstieg in die Abgasreinigung und erweitert und modernisiert die Produktion. Anfang der 1990er Jahre baut der Zulieferer in Altensteig das erste Entwicklungszentrum mitsamt Erprobungseinrichtungen wie Fahrzeugakustik- und Dauerlaufprüfständen.

Zur gleichen Zeit überzeugt Geisel den damaligen Hauptkunden BMW von seiner Idee, komplette Abgasanlagen Just-in-Sequence (JIS) direkt ans Montageband des Automobilherstellers zu liefern. Durch die Einführung des JIS-Prinzips und die damit erforderliche Nähe zur jeweiligen Produktionsstätte des Kunden nimmt die Globalisierung der Unternehmensgruppe ihren Lauf. Neben Audi und BMW wird einige Jahre später auch Mercedes-Benz als Kunde gewonnen. Ab 2006 kommen die ersten Aufträge des Herstellers, der unlängst zu den wichtigsten Kunden zählt.

Seit dem Tod von Elisabeth Boysen im Jahr 2006 führt Rolf Geisel als alleiniger Geschäftsführer die Tradition des Familienunternehmens, welches 1997 in eine Doppelstiftung überführt wurde, fort. Bis heute hat er das Unternehmen zu einer international agierenden Gruppe mit weltweit 25 Standorten, 5300 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von zuletzt 2,8 Milliarden Euro ausgebaut. Im laufenden Geschäftsjahr soll die Umsatzhürde von drei Milliarden Euro genommen werden.

Auf Wunsch des Boysen-Verwaltungsrates wird Geisel sein Lebenswerk auch die nächsten Jahre weiter fortführen. Im Automotive-Geschäft setzt er auf Produkttransfers hin zur E-Mobilität – und damit unter anderem auf Strukturbauteile und Batteriegehäuse. Darüber hinaus sieht Geisel die Zukunft des Zulieferers im Bereich der Energietechnik: Nach dem Einstieg ins Geschäft mit stationären Flüssigbatteriespeichern soll im kommenden Herbst Baubeginn für das Boysen-eigene Wasserstoffzentrum in Simmersfeld sein. Zudem plant er ebenfalls in Simmersfeld einen 15 Hektar großen Wind- und Solarpark, der den gesamten Nordschwarzwald mit grünem Strom versorgen soll.

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