Der Bosch-Konzern steht vor einem massiven Umbruch in der Geschäftsführung. Bosch-Chef Volkmar Denner wird zum Jahresende den Konzern verlassen, wie die Automobilwoche erfahren hat. Diese Entscheidung wird in der Sitzung des Kontrollgremiums an diesem Donnerstag getroffen. Denner wird auch nicht wie zuvor spekuliert an die Spitze des Aufsichtsrats wechseln, sondern dem Unternehmen höchstens noch in beratender Funktion zur Verfügung stehen. Sein Amt als Gesellschafter in der einflussreichenRobert Bosch Industrietreuhand KG legt er ebenfalls nieder. "Er hat die wesentlichen Entscheidungen für die nächsten Jahre getroffen und will nun Platz machen für andere", sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person der Automobilwoche. Denner wird im November 65 Jahre alt, sein Vertrag wäre noch bis Mitte 2022 gelaufen. Mit Stefan Hartung, dem Leiter der Mobilitätssparte, stehe sein Nachfolger bereits fest. Es gilt als reine Formsache, dass der 55-Jährige am Ende des Jahres an die Spitze des Unternehmens folgt.
Dies ist jedoch nicht die einzige Personalie, über die der Aufsichtsrat in seiner Sitzung entscheidet. Neben Denner wird zum Ende des Jahres auch Finanzchef Stefan Asenkerschbaumer aus dem Konzern ausscheiden. Der 65-Jährige ist seit 2010 Geschäftsführer und seit 2013 stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung. Er soll die Nachfolge von Aufsichtsratschef Franz Fehrenbach antreten, der mit dann 72 Jahren ebenfalls zum Jahresende geht. Nachfolger von Asenkerschbaumer als Finanzchef wird nach Informationen der Automobilwoche Markus Forschner, der bisher bei Bosch Rexroth zuständig war für Einkauf, Logistik, kaufmännische Aufgaben und Personal. Er hatte seinen Job bei der Konzern-Tochter im Jahr 2015 angetreten. Anstelle von Stefan Hartung soll Markus Heyn in Zukunft die Mobilitätssparte von Bosch führen. Er leitet derzeit als Geschäftsführer den weltweiten Verkauf und das Marketing der Mobilitätssparte.
Denner stand seit 1. Juli 2012 an der Spitze des Technologie-Konzerns. Sein Abgang wird im Unternehmen aber offenbar nicht nur bedauert. Er habe das Unternehmen zwar konsequent auf die Themen Internet of Things und Künstliche Intelligenz hin ausgerichtet, aber die Menschen dabei manchmal vergessen. "Denner ist kein Empathie-Mensch", heißt es, er habe zum Teil schlecht kommuniziert. Stefan Hartung dagegen wird zugeschrieben, selbst harte Entscheidungen für die Mitarbeiter nachvollziehbar erklären zu können und sich seiner sozialen Verantwortung stärker bewusst zu sein. "Er ist aktuell der beste Mann für die Spitze, den wir haben." Hartung muss in den nächsten Jahren die Transformation im Unternehmen organisieren. Von den aktuell mehr als 125.000 Jobs bei Bosch allein in Deutschland hängen nach Schätzungen mehr als 80.000 noch am Antriebsstrang. Mit der Umstellung des Konzerns auf andere Themen seien vieler dieser Arbeitsplätze gefährdet.
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