BMW spart sich den V12

BMW tritt bei der Motorentwicklung auf die Kostenbremse – und streicht die großen Verbrenner. Der bisherige V12-Top-Benziner mit 585 PS, ohnehin nur im Siebener im Angebot, fliegt noch in diesem Jahr aus dem Programm, ebenso der in mehreren Modellen verfügbare Top-Diesel 50d mit 400 PS und vier Turboladern.

Zumindest in Europa sollen beide Motoren nicht mehr angeboten werden, sagte ein Sprecher der Automobilwoche. Angesichts der geringen Stückzahlen will sich BMW die Kosten sparen, um beide Motoren fit zu machen für die nächste Stufe der EU-Abgasnorm, die zum Jahreswechsel ansteht. In Deutschland hatte BMW 2018 laut Kraftfahrtbundesamt nur gut 100 V12 und knapp 3300 50d-Diesel pro Jahr verkauft. "Damit ist eine Fortsetzung des Angebots nicht mehr im wirtschaftlich vertretbaren Verhältnis zu den Stückzahlen", sagte der Sprecher. Außerhalb Europas, wo die Abgasvorschriften weniger streng sind, bleiben beide Motoren dagegen vorerst im Angebot.

Dass der V12-Motor wohl keine große Zukunft haben werde, hatte der damalige Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich schon im Januar angedeutet. Im Interview mit dem Automobilwoche-Schwesterblatt "Automotive News Europe" sagte er damals: "Der V12 hat womöglich keine Zukunft, wenn man bedenkt, dass wir nur ein paar tausend Einheiten pro Jahr produzieren und dass es mehrere tausend Euro zusätzlich kostet, sie mit strengeren Emissionsvorschriften in Einklang zu bringen."

Damals war aber damit aber frühestens zum nächsten Generationswechseln Ende 2021 gerechnet worden. Jetzt verschwindet der Motor schon ein Jahr früher – und damit auch der Spitzen-Siebener M760Li, in dem der Antrieb verbaut wird.

BMW hat wegen der Corona-Krise den Sparkurs verschärft – und stellt auch Projekte in der Entwicklung infrage. "Wir investieren zielgerichtet und mit Augenmaß", sagte Finanzchef Nicolas Peter. "Vor dem Hintergrund der aktuellen Situation verschieben wir Projekte oder stellen sie auf den Prüfstand."

Jetzt trifft es mit dem nur im Siebener angebotenen V12 ein einstiges Aushängeschild, mit dem BMW 1987 für Aufsehen gesorgt hatte. Stattdessen soll das Geld in Elektro- und Hybridantriebe fließen. "Zukunftsthemen werden weiterhin konsequent vorangetrieben", sagte Peter. Bei der nächsten Generation des Siebeners soll die Top-Version dann sogar rein elektrisch fahren, kündigte Konzernchef Oliver Zipse bereits im März an.

Den 2016 aufgelegten Top-Diesel 50d will BMW beim Siebener sogar ganz streichen - nicht nur in Europa, sondern weltweit. Das BMW 750d genannte Modell werde auch außerhalb Europas nicht mehr angeboten, sagte der Sprecher. "Beim 750d wäre das Volumen außerhalb Europas zu gering. Er wird ganz aus dem Programm genommen."

Bei Fünfer, X5, X6 und X7, wo der Motor in den jeweiligen Top-Diesel-Modellen M550d, X5 M50d, X6 M50d uns X7 M50d verbaut ist, werde man den Motor außerhalb Europas dagegen weiter anbieten. Anders als beim V12 hatte BMW den Abschied vom Top-Diesel in Europa schon Ende 2019 angekündigt.

Mit dem Abschied vom Zwölfzylinder liegt BMW im Trend. Auch Daimler will den V12 in der neuen S-Klasse, die im September enthüllt wird, nur noch in der vor allem in China gefragten Maybach-Version verkaufen, wie ein Sprecher der Automobilwoche sagte. Die VW-Tochter Bentley bietet ihren Zwölfzylinder W12 beim neuen Bentayga ebenfalls nur noch außerhalb Europas an. Der Trend werde sich fortsetzen, glaubt Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research. "In zehn Jahren stehen die großen Motoren nur noch im Museum."

Ausgerechnet eine BMW-Tochter aber schert aus: "Rolls-Royce hält an dem V12-Motor fest", sagte eine Sprecherin. "Der neue Ghost wird wie auch sein Vorgänger ebenso einen V12-Motor haben." Und dabei handelt es sich um eine weiterentwickelte Version eben jenes V12-Motors, den BMW jetzt aus dem Programm nimmt.

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Wer liefert was für den BMW Siebener?