BMW greift angeschlagenem Partner in China unter die Arme

"Wir sind entschlossen, unsere Partnerschaft mit Liaoning und der Brilliance Group weiter auszubauen und die geschäftliche Transformation und Umstrukturierung der Brilliance Group positiv zu beeinflussen", erklärte BMW auf Anfrage der Automobilwoche. Daher habe man nun vereinbart, mehr Produktion nach Shenyang bringen lassen. "Wir haben uns auf zusätzliche Aufträge geeinigt", sagte eine Sprecherin.

Eine entsprechende Absichtserklärung wurde nun zwischen BMW und der Brilliance-Mutter Huachen sowie der Provinzregierung von Liaoning, der Huachen gehört, abgeschlossen. Hintergrund ist die Restrukturierung bei Huachen. Der Staatskonzern hatte im vergangenen Herbst Insolvenz angemeldet, nachdem eine Anleihe geplatzt war, und muss nun auf Anordnung der Provinzregierung restrukturiert werden.

Details wollte BMW noch nicht nennen. Nach Informationen der Automobilwoche geht es um mehr als 100.000 Fahrzeuge pro Jahr, die direkt bei Brilliance gebaut werden könnten, also außerhalb des bestehenden Gemeinschaftsunternehmens BMW Brilliance Auto (BBA).

Das zusätzliche Volumen könne man dort ohnehin gut gebrauchen, hieß es bei BMW. "Vor dem Hintergrund, dass der Markt dort boomt, ist das für uns eine gute Nachricht. Weil wir unsere Kapazität in China ausbauen können", sagte die Sprecherin.

Bisher hatte BMW die Turbulenzen bei seinem chinesischen Joint-Venture-Partner Brilliance gelassen beobachtet. "Wir sehen keine negativen Auswirkungen auf unser Joint-Venture", betonte die Sprecherin. Denn die Probleme beträfen nur den staatlichen Brilliance-Mutterkonzern Huachen, nicht BBA selbst. "Das ist von uns unabhängig."

Auch auf die bereits vereinbarte Aufstockung des BMW-Anteils an dem Gemeinschaftsunternehmen habe die Restrukturierung bei der Brilliance-Mutter keine Auswirkungen, betonte die BMW-Sprecherin "Wir sehen das relativ entspannt, weil wir ja im Juni 2022 dort 75 Prozent übernehmen. Aus unserer Sicht ist der Vertrag wasserdicht."

Die Aufstockung des BBA-Anteils hatten BMW und Brilliance bereits 2018 vereinbart, 3,6 Milliarden Euro sollen dafür fließen. Damit war BMW der erste ausländische Autobauer, der von dem gelockerten Joint-Venture-Zwang in China Gebrauch machte, der erstmals auch Mehrheitsbeteiligungen der ausländischen Partner erlaubt. Vollzogen werden darf dies aber erst Mitte 2022, die letzte Genehmigung steht noch aus. Bei BMW gilt das aber als reine Formsache.

Der Staatskonzern Huachen, der mit 30 Prozent Haupteigner von Brilliance Auto ist, war im November in die Insolvenz gerutscht, nachdem er eine fällige Anleihe nicht bedienen konnte. Die Provinzregierung ordnete daraufhin eine Restrukturierung an. Berichten zufolge soll auch der VW-Partner FAW Interesse an einem Einstieg angemeldet haben. Die Pläne lägen aber inzwischen auf Eis, weil es Probleme bei der Finanzierung gebe und man sich nicht auf eine Bewertung des Staatskonzern einigen konnte, hieß es. Brilliance selbst erklärte Anfang Februar, man könne sich nicht erklären, woher die FAW-Gerüchte stammen.

Das 2003 gegründete Joint-Venture BBA ist das wichtigste BMW-Gemeinschaftsunternehmen in China. In zwei Werken in Shenyang werden derzeit die sechs Modelle für den chinesischen Markt gebaut. Hinzu kommt seit Ende 2020 der vollelektrische iX3, der hier für den gesamten Weltmarkt produziert wird.

Bereits 2020 hatte BBA angekündigt, den Standort auszubauen. Bis 2022 soll die Kapazität auf 650.000 Fahrzeuge pro Jahr steigen. Drei Milliarden Euro werden in den Ausbau investiert. Die nun vereinbarte Auftragsfertigung bei Brilliance kommt nach Informationen der Automobilwoche noch oben drauf. Brilliance vertreibt daneben in China auch Autos unter der eigenen Marke, die ebenfalls in Shenyang gebaut werden.

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