Volkswagen hat den Digitalturbo angeworfen – so sagt man zumindest in Wolfsburg. Wie die VW-Kernmarke heute angekündigt hat, sollen 3,5 Milliarden Euro bis 2025 in Digitalprojekte fließen. Großer Hoffnungsbringer: Die Plattform "Volkswagen We".
Es sei eine Herausforderung gewesen, sagt Jürgen Stackmann, Chef für Vertrieb und Marketing bei VW, ein digitales Ökosystem für die Kunden zu entwickeln, eine Plattform, über die sich die Kunden in die VW-Servicewelt einloggen können.
Die Idee hinter "We" ist nicht neu - schon seit 2015 mit der Gründung der Think New Organisation mit Sitz in Berlin bemüht sich der Autobauer Apps und Services rund um seine Autos zu stricken.
Jetzt aber soll die Volkswagen We-Plattform richtig in Schwung kommen, kündigt VW-Vetriebsvorstand Stackmann heute in Berlin an. Dafür bündelt man alle Dienste auf einer Plattform, sodass man mit nur einer ID zu allen Diensten Zugang hat und sie verwalten kann. Hier haben Kunden Zugang zu Dienste, Services und Mobilitätsdienstleistungen und wenn diese Dienste kostenpflichtig sind, kann er ein Zahlungsmittel hinterlegen und darüber per Klick den Dienst zahlen – eine Fahrt mit Moia beispielsweise, oder ab 2019 ein elektrisches Carsharing-Auto vom Dienst "We-Share".
Doch das, was VW heute als große Neuigkeit verkauft, ist weder besonders neu, noch besonders überraschend und schon gar nicht außergewöhnlich. Vielmehr ist es aus Sicht junger Kunden überfällig und muss selbstverständlich sein.
Denn dieser Schritt ist lediglich eine Reaktion der Wolfsburger auf eine längst reale Entwicklung: Apple, Amazon und Google haben uns gelehrt, dass wir uns mit einer ID in alle Systeme, Dienste und Apps einloggen können, Musik und Filme streamen, Mails verwalten, shoppen und den Supermarkt-Einkauf kurz über die App erledigen und diese Dienste auch bezahlen. Nur zum Vergleich: Der iTunes-Store von Apple ging 2003 live.
Da liegt es nur auf der Hand, dass dieses System auch Autohersteller anbieten müssen, um gegen Google, Amazon und Co bestehen zu können.Selbst wenn es eine Herausforderung ist, als "Blechbieger", Hardwarehersteller, ja Autobauer, eine solche digitale Plattform zu bauen, muss ein solcher Schritt heutzutage mindestens selbstverständlich sein – vor allem für VW.Konzernchef Chef Herbert Diess sagt zu Recht: „Wir müssen die digitale Transformation bewältigen, wenn wir überleben wollen.“ Da ist ein Portal wie Volkswagen We nur ein logischer Schritt und kein bahnbrechendes Ereignis.
Bahnbrechend hingegen wäre es gewesen, wenn VW nicht ein eigenes System angeboten hätte, denn Moovel gibt es schon, sondern eine Plattform geschaffen hätte, auf die sie die anderen Hersteller einladen, mitzumachen. Daimler und BMW, die ihre Carsharing-Dienste zusammenschließen wollen, machen es da vor.
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