Von Georg Kacher
Vor eineinhalb Jahren, als McLaren noch mitten im Überlebenskampf steckte, hätte Geely fast das Rennen gemacht. Doch die Briten zogen kurz vorher den Kopf aus der Schlinge, woraufhin die Chinesen in Lotus einen Partner fanden.
2021 wiederholt sich das Spiel. Trotz mehrfacher Finanzspritzen von insgesamt 1,37 Milliarden Dollar und einem ermutigenden ersten Halbjahr warf CEO Mike Flewitt Ende Oktober das Handtuch. Bis ein neuer Chef gefunden ist, verantwortet der frühere Porsche-Vorstandsvorsitzende Michael Macht das operative Geschäft. Mit Stefan Jacoby ist ein weiterer Ex-VW-Manager an Bord.
Durch den Wechsel an der Spitze ist die kontroverse Track25-Strategie, die binnen sechs Jahren die Einführung 18 neuer Modelle vorsah, jedenfalls erst einmal vom Tisch.
So ist die Ausgangslage vor den entscheidenden Gesprächen mit dem McLaren-Hauptaktionär und weiteren Vertretern der Kapitalseite. Der Bahrain-Staatsfonds Mumtalakat hält rund 42 Prozent an dem englischen Sportwagenhersteller.
Der erste Termin mit BMW und den Scheichs soll nach Informationen der Automobilwoche aus Woking Anfang Dezember stattfinden.
Die BMW-McLaren-Connection reicht bis in die Zeit zurück, als Markus Duesmann das BMW-Sauber-Formel 1-Team verantwortete und Herbert Diess BMW-Entwicklungsvorstand war. Die vom Diess-Nachfolger Klaus Fröhlich weiter vorangetriebenen Pläne, gemeinsam mit den Briten einen Power-Hybrid-Sportwagen auf die Räder zu stellen, wurden erst in letzter Minute von Norbert Reithofer und Oliver Zipse gestoppt. Doch die Kontakte liefen im Hintergrund weiter.
BMW bestreitet ein Interesse an der Übernahme von McLaren.
Auch Duesmann hat, nun Audi-Chef, McLaren nicht aus den Augen verloren. Bei dem Deal geht es nach Aussagen mehrerer mit der Angelegenheit vertrauter Personen von Audi-Seite nicht nur um den bereits in einigen Fachmedien thematisierten Schulterschluss in der Formel 1, wo der frühere Porsche-Mann Andreas Seidl als Teamchef tätig ist, sondern auch um die Übernahme von McLaren Cars. BMW hat dem Vernehmen nach kein Interesse an der F1-Sparte, wohl aber am potenziell hochprofitablen Sportwagengeschäft.
Der Mann, den sich Duesmann als Verhandlungsführer mit Aufstiegspotenzial ausgeguckt hat, soll Jörg Astalosch sein, bis vor Kurzem Chef von Italdesign, wie Ducati und Lamborghini eine Audi-Tochter. Der 49-jährige Top-Manager hat erst im Oktober seinen neuen Job angetreten und berichtet direkt an den CEO.