Angesichts der Milliardengewinne des Daimler-Konzerns im ersten Halbjahr 2021 hatBetriebsratschef Michael Brecht die Kostenprogramme des Unternehmens scharf kritisiert. „Wenn wir volle Auftragsbücher haben und die Gewinne sprudeln, wie soll die Belegschaft da Verständnis haben für Sparmaßnahmen, die über Jahre laufen sollen“, sagte Brecht derAutomobilwoche.„Ich sage, Anpassungsprozesse müssen über die normale Fluktuation wie die Altersteilzeit gehen, aber nicht über teure Abfindungsprogramme. Aus meiner Sicht hätte man das schon lange stoppen können“, so Brecht weiter.
Man gebe Hunderte von Millionen Euro aus, um Leute nach Hause zu schicken. Auf der anderen Seite stelle man Tausende Software-Spezialisten ein. „Das ist doch verrückt“, sagte Brecht. Die Effizienz könne nicht der einzige Maßstab sein. „Wir müssen doch schauen, dass wir die Menschen in neue Funktionen weiterentwickeln oder dass wir mit dem vorhandenen Personal einen zusätzlichen Mehrwert für den Kunden schaffen können“.
Daimler-Chef Ola Källenius fährt seit längerer Zeit einen harten Sparkurs. Zwar gibt es keine offiziellen Zahlen, doch könnten in den nächsten Jahren bis zu 20.000 Jobs verloren gehen. Der Personalabbau soll neben Vorruhestandsregelungen auch durch Abfindungsprogramme erreicht werden.
„Im Moment ist es, als hätten wir alle Jahreszeiten gleichzeitig“, sagte Brecht. „Die Elektrifizierung, die Digitalisierung, die Aufteilung des Unternehmens, der Wegfall vieler Funktionen auf der einen Seite, das Entstehen von neuen zum Beispiel im Software-Bereich – diese Dynamik bringt schon viele Leute an den Rand des Begreifbaren.“ Das sei eine Konstellation, die er so noch nicht erlebt habe.
Das ganze Interview erscheint in der nächsten Print-Ausgabe und ab kommender Woche online.
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