Bentelers Weg bei Partnerschaften

Der Zulieferer Benteler setzt weiter auf die E-Mobilität. "Der Schub im Bereich E-Mobilität in China, aber auch global hat durch Corona nur unwesentlich gelitten. Das sehen wir an verschiedenen Diskussionen und Aktivitäten", erklärt Marco Kollmeier, Leiter der Business Unit E-Mobility von Benteler im Gespräch mit der Automobilwoche. So hat China beispielsweise seine Subventionen für die E-Mobilität verlängert und in Deutschland wurde die E-Mobilitätsprämie erhöht. "Der technologische Strukturwandel hin zur E-Mobilität wird also ganz klar gefördert und gefordert."

Benteler sieht sich für ein Anziehen bei der E-Mobilität jedenfalls gut gerüstet. "Mit unserem heutigen Portfolio sind 85 Prozent unserer Produkte unabhängig von der Antriebsart. Das heißt, ein Strukturwandel zwischen E-Auto und Verbrennungsauto trifft uns weniger als andere", so der Manager. Er erklärt, dass beispielsweise jedes Auto über eine B-Säule und ein Fahrwerk verfügt. Kollmeier verweist auf die jahrelange Erfahrung des Unternehmens bei Produkten die in der E-Mobilität zum Einsatz gelangen. "Unser Rolling Chassis besteht neben den Partnerbeiträgen von Bosch und Vibracoustic aus zahlreichen Benteler-Teilen, die wir heute und in der Vergangenheit bereits für viele Fahrzeuge entwickelt und hergestellt haben."

Auf der Antriebsseite arbeitet Benteler mit dem chinesischen Batteriehersteller Sunwoda zusammen. "Diese Batteriemodule hatten wir in der Vergangenheit bereits in unseren Ausstellungsstücken gezeigt. Da wir selber nicht in die Zellchemie-Technologie einsteigen wollen, haben wir einen Partner gesucht, der genau das beherrscht. Denn wir suchen uns stets gezielt Partner, mit denen wir unsere Kompetenzen ergänzen." Sunwoda hat Benteler bereits mit Batteriemodulen versorgt, mit denen das Benteler Electric Drive System ausgestattet wurde. "Mit Sunwoda haben wir gemeinsam ein spezielles Batteriemodul mit einer sehr hohen Packungsdichte entwickelt. Damit schaffen wir eine hohe Batteriekapazität auf einem kompakten Radstand."

Kollmeier ist bei der Batteriepartnerschaft aber der Aspekt des lokalen sourcing wichtig. Wegen des hohen Batteriegewichts sei es für europäische Unternehmen sehr schwierig, Batterien aus China zu importieren. "Wir suchen uns daher in jedem Kontinent einen Partner oder wir diskutieren mit einem Partner, ob er mit uns einen nächsten Kontinent erschließen will. Eine Batterie ist kein gutes Produkt, um es um die Welt zu schippern", so Kollmeier.

Um einen Partner für den nordamerikanischen Markt und für Europa zu finden, befindet sich Benteler mit potenziellen Lieferanten in Diskussionen. "Inwieweit es jetzt im Detail zu neuen Partnerschaften kommt, kann ich leider noch nichts sagen."

Kollmeier sieht Benteler heute bereits gut aufgestellt und mit Zugang zu allen Kompetenzen, um ein Auto entwickeln zu können. "Es sind vielleicht nicht alle auf dem Status eines Kooperationspartners, sondern es können auch strategische Lieferanten sein, die uns unterstützen. Denn das Thema Partnerschaft und Kooperationen wollen wir auch nicht inflationär behandeln. Wir setzen ganz klar gezielt auf strategische Partnerschaften. Aber eines ist auch klar. Wir wollen kein Auto bauen", macht Kollmeier deutlich.

Für ihr Rolling Chassis hat Benteler bereits 2017/2018 mit einem Kunden ein komplettes Auto aufgebaut. "Wir haben somit nachgewiesen, dass wir innerhalb von 14 Monaten einen voll fahrfähigen Prototypen auf unserer Plattform aufbauen können", so Kollmeier. Bei der Partnerschaft mit dem Elektroautohersteller Evergrande habe Benteler mit dem Unternehmen für das Rolling Chassis eine Art Lizenzvereinbarung getroffen. "Sie wollen unser Rolling Chassis in der oberen Mittel- und Oberklasse einsetzen."

Kollmeier registriert, dass es sehr viele Firmen und Start-ups gibt, die ihr Geschäft viel stärker im Internet sehen als im Verkauf von Fahrzeugen. "Da unterstützen wir gerne bei der Entwicklung der Autos, damit sich der Kunde auf seine Ziele konzentrieren kann. Wir bieten ja nicht nur das Rolling Chassis, sondern beispielsweise auch Module wie das integrierte Achsmodul oder Engineerung-Dienstleistungen." So könnten Kunden beim Zulieferer auch Unterstützung bei der Fertigung eigener Komponenten für E-Fahrzeuge, beim Prototyping oder beim Aufbau von so genannten Mule-cars erhalten.

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