Der neue BMW Fünfer, der seit vergangenem Freitag im bayerischen Dingolfing vom Band rollt, ist die erste BMW-Baureihe mit integrierter Gaming-Software. BMW hat dazu eine Partnerschaft mit dem Start-up N-Dream geschlossen, das ein sogenanntes „Casual-Gaming“-Angebot für BMW-Kunden bereitstellt – schnelle, grafisch wenig aufwendige Gelegenheitsspiele, die beispielsweise die Wartezeit beim Laden verkürzen sollen. Zur Spielekonsole wird dabei das eigene Smartphone.
BMW springt damit auf einen Unterhaltungstrend auf, der weltweit nicht mehr aufzuhalten ist: Gaming im Auto. Die Unternehmensberatung McKinsey schätzt, dass im Jahr 2030 mit In-Car-Gaming weltweit rund eine Milliarde Dollar Umsatz gemacht wird.
Den größten Markt sehen Experten in China. „Die Auto Shanghai im April war ein Augenöffner: Ohne Gaming im Fahrzeug geht in China nichts mehr“, sagt Siegfried Dirr, Vice President Engineering Services & Technology bei Elektrobit. Er prognostiziert, dass die Autohersteller sich vor allem bei der Integration von Gaming regional aufstellen müssen: „Von der komplexen Gaming-Integration, die die Chinesen sehr bald in den Fahrzeugen erwarten, sind wir in Nordamerika und Europa noch weit entfernt.“ Er warnt davor, die Kundenbedürfnisse aus den Augen zu verlieren, denn Entertainment im Auto – und somit auch Gaming – wird immer mehr zu einem Verkaufsargument.
Dirr weiß, wovon er spricht. Er ist mit seinem Team an der Gesamtintegration der Software bei dem Elektroautoprojekt Afeela von Sony und Honda beteiligt. Sony als Erfinder der PlayStation will natürlich seine Spielekonsole auch im Auto erlebbar machen. Das derzeitige Konzept sieht jedoch vor, dass im Afeela keine PlayStation-5-Konsole eingebaut wird, sondern die Nutzer über sogenanntes Cloud-Gaming auf den PlayStation-Account digital zugreifen. Sony arbeitet dabei auch mit der Gaming-Plattform Epic Games zusammen.
Gerade Streaming im Auto, was beim Gaming auch Echtzeitstreaming von großen Datenmengen bedeutet, erfordert eine saubere Softwareintegration. „Beim Gaming im Fahrzeug müssen die einzelnen Softwarebausteine, vor allem Audio und Video, so integriert werden, dass die Nutzer ihre Spiele latenz- und störungsfrei spielen können – eine stabile 5G-Anbindung vorausgesetzt“, sagt Softwareexperte Dirr.
Cloud-Streaming wird demnach das Maß der Dinge werden. Auch Tesla setzt auf diesen Trend und hat im Dezember 2022 angekündigt, die Plattform „Steam“ in seinen bereits vorhandenen Entertainment-Dienst Tesla Arcade zu integrieren. In den neuesten Versionen seiner Fahrzeuge Model S und X ist „Steam“ bereits verfügbar. Sie ist eine der gängigsten Gaming-Plattformen, über die Nutzer Computerspiele via Internet spielen – auch in Communitys. Über Arcade bietet Tesla seinen Fahrern schon seit einiger Zeit Computerspiele im Auto an, um die Wartezeiten beim Laden zu verkürzen.