Die Nervosität im Chefbüro war förmlich mit Händen zu greifen. Und die Anspannung von Karl-Thomas-Neumann, 56, war deutlich zu sehen. Wie lange er denn unter PSA-Regie Opel-Chef bleiben wolle, hatte die Automobilwoche Neumann gefragt. Der nahm sich viel Zeit, um sich die Antwort zu überlegen. „Ich verbinde viel Herzblut mit Opel und möchte, dass das Ganze einen guten Weg nimmt.“ Lange Pause. „Jetzt gilt es, Führung zu zeigen“, merkte Neumann schließlich an. Mit leichtem Lächeln. Opels Diplomat.
Drei Monate ist das erst her. Im März hatte sich die französische PSA-Gruppe mit dem amerikanischen Konzern General Motors auf die Übernahme von dessen deutscher AutotochterOpel geeinigt. Zuversicht drückten GM-Chefin Mary Barra, PSA-Primus Carlos Tavares und Neumann aus, als sie bei der Verkündung des Deals in Paris einander die Hände reichten.
Doch diese mannschaftliche Geschlossenheit ist schon wieder Geschichte. Auf einer eilig anberaumten Sondersitzung des Opel-Aufsichtsrats am 12. Juni wurde Finanzchef Michael Lohscheller, 48, zu Neumanns Nachfolger als Sprecher der Geschäftsführung der Adam Opel GmbH bestimmt. Zuvor war durchgesickert, dass Opels Kapitän in absehbarer Zeit von der Brücke gehen würde. Eine „Lame Duck“ ganz oben in der Rüsselsheimer Zentrale – das wollten sichdie Opel-Aufseher um Aufsichtsratschef Dan Ammann und Vize Wolfgang Schäfer-Klug nicht antun.
Schäfer-Klug, der auch Chef des Gesamtbetriebsrats ist, lobte Neumanns Wirken über die vergangenen vier Jahre: „Er hat für Opel wieder Anerkennung, ein verbessertes Markenimage und ein gestärktes Selbstbewusstsein erreicht. Hinzu kommt die Entwicklung wettbewerbsfähiger und aufregender neuer Fahrzeuge.“