Zum 100. Geburtstag gibt es Geschenke. Vor der Firmenzentrale von Mahle in Stuttgart stehen trotz Schneeregen und Kälte Vertreter der IG Metall und des Betriebsrats und haben riesige Pappwürfel mit roten Schleifen aufgetürmt. Darauf stehen Forderungen wie "Kein Personalabbau" oder "Kein Outsourcing". Trotz des stolzen Jubiläums ist den Gewerkschaftern wie der gesamten Belegschaft kein bisschen zum Feiern zumute. "Es wäre schön, wir würden die Erfolgsgeschichte fortschreiben und nicht Jobs ins Ausland verlagern", sagt Gesamtbetriebsratschef Jürgen Kalmbach beim Protesttermin.
Der Mahle-Konzern gehört nicht nur zu den größten deutschen Zulieferern, sondern steht auch für ein Stück Industriegeschichte in Stuttgart und der Region, wo viele Arbeitsplätze am Automobilbau hängen. Damit wird er auch zum Symbol der Transformation in der Branche. Als Geburtsstunde des Unternehmens gilt der Eintritt Hermann Mahles in die Firma „Versuchsbau Hellmuth Hirth“ im Jahr 1920. Zwei Jahre später folgt sein Bruder Ernst Mahle. Gemeinsam entwickelten sie zunächst einen Leichtmetallkolben. Später folgen Luft- und Ölfilter, um die Teile vor Verschmutzung zu schützen.
Lange Jahre war dies auch der Kern des Geschäfts, bevor mit der Übernahme des Klimaspezialisten Beer im Jahr 2013 der Geschäftsbereich Thermomanagement hinzukam. Zwar sinkt die Abhängigkeit vom Verbrennungsmotor bei Mahle seit Jahren stetig. Dennoch werfen die Arbeitnehmervertreter Mahle offen vor, sich zu spät und zu unentschlossen auf die neuen Erfordernisse der Elektromobilität umgestellt zu haben. Meist geschah dies in den vergangenen Jahren durch Zukäufe im Ausland wie etwa dem slowenischen Elektro-Spezialisten Letrika. "Wir machen hier zwar eine Milliarde Euro Umsatz, aber nicht in Deutschland", klagt Kalmbach.