Herr Kropf, was darf in Ihren Augen bei Autos künftig nicht mehr fehlen?
Die Frage würde ich gern umdrehen, und zwar: Was ist künftig für den Fahrer unerlässlich? Da ist meine Antwort: Er muss sicher, stressfrei und entspannt fahren können – egal ob auf der Autobahn oder in der Stadt. Alle Mobilitätsdienste, die entwickelt werden, müssen sich diesem Zweck unterordnen und dürfen kein Selbstzweck sein.
Ist ihre Arbeitsweise in den vergangenen Jahren in der Entwicklung kundenzentrierter geworden?
In gewisser Weise schon, ja. Der Endkunde als Konsument und Nutzer steht im Mittelpunkt. Wir konzipieren unsere Dienste so, dass sie das Autofahren einfacher und stressfreier machen. Ein Beispiel ist das Finden von Parkplätzen, denn die Parkplatz-Suche kostet Zeit, Nerven und verursacht Stress. Aber mit den Umgebungsinformationen, die wir über Parksensoren bekommen, können wir Autofahrer zu freien Parkplätzen in der Innenstadt leiten.
Etwas Ähnliches entwickeln Sie doch auch für Parkhäuser.
Das ist das sogenannte "Automated Valet Parking", eine Funktion, die wir zusammen mit Mercedes-Benz entwickeln. Ein Fünftel aller Blechschäden passiert beim Manövrieren im Parkhaus. Dort ist es eng und vor allem nachts nicht unbedingt ein Ort, an dem man sich gern aufhalten möchte. Mit dieser Lösung können Fahrer das Auto in einer "Drop-off-Zone" vor dem Parkhaus abstellen. Das Auto findet dann mit Hilfe der eigenen vernetzten Technik und den Sensoren im Parkhaus einen freien Parkplatz.
Das ist dann ja schon autonomes Fahren nach Level vier – nur auf das Parkhaus beschränkt.
Ja, definitiv. Und noch in diesem Jahr wird Mercedes-Benz damit starten. Autonomes Fahren wird sich nämlich vor allem über Parkdienste verbreiten – noch bevor die ersten Robotaxis kommen. Mercedes-Benz stattet Fahrzeuge mit entsprechender Technik aus und wir liefern die Parkhaus-Infrastruktur. Dann kann jedermann diese Funktion im Mercedes-Benz-Parkhaus testen, auch Sie und ich.
Sie haben in den Kartendienst Here investiert – jedoch nur mit fünf Prozent. Warum?
Wir wollen Teil eines Netzwerks sein, das sich sukzessive vergrößert – und von diesem Netzwerk wollen wir partizipieren. Das macht aber nur Sinn, wenn viele Firmen im Konsortium dabei sind. Deswegen haben wir uns mit fünf Prozent beteiligt. Ein solches Netzwerk brauchen wir, um all die Services und Dienstleistungen anbieten zu können, die von den Kunden aus unterschiedlichen Branchen erwartet werden – wie zum Beispiel das Navigieren zu freien Parkplätzen und das digitale Bezahlen dieser Parkplätze, das direkt das Fahrzeug übernimmt, aber auch der vernetzten Industrie und vernetzten Fertigung.
Thomas Kropf ist verantwortlich für die Systementwicklung und Systemintegration im Unternehmensbereich Mobility Solutions bei Bosch.
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