Gerade einmal vier Jahre ist es her, dass Mercedes auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas seine legendäre Studie F 015 zeigte. Dieses Show Car stand sinnbildlich für den Aufbruch der gesamten Autoindustrie in eines neuen Zeitalters, die Ära des autonomen Fahrens. Die Insassen sollten arbeiten oder schlafen können, während das Fahrzeug wie von Geisterhand seinen Weg durch die Stadt bahnt. Eine schöne Vision.
Heute zweifeln die klügsten Köpfe der Branche daran, ob sie überhaupt jemals Realität wird. Auf der diesjährigen CES sagte der Chef der Google-Schwester Waymo John Krafcik: „Level 5 ist unmöglich.“ Level 5, so nennen diese Stufe die Ingenieure, ist der höchste selbstfahrende Modus, in dem das Auto ohne jedes menschliche Zutun fährt und damit Lenkrad und Pedale überflüssig macht. Nicht nur Krafcik äußerte sich skeptisch.
Auch Glen De Vos, Technik-Vorstand des Zulieferers Aptiv, einer der führenden Zulieferer für selbstfahrende Technik und derjenige, der mit seinem Team die selbstfahrende Technik für den amerikanischen Fahrdienst Lyft entwickelt ist ebenfalls skeptisch. „Wenn Level 5 bedeutet, dass das Auto überall auf der Welt, auf jeder Straße zu jeder Zeit und zu jeglichen Bedingungen – auch zu jeglichen Wetterbedingungen und jeder Entfernung – fahren kann, da muss ich ehrlich sagen: Ich weiß nicht, wann das Realität werden soll“, so De Vos.
In Bezug auf das autonome Fahren herrscht branchenweit Ernüchterung - auch im VW-Konzern. Thomas Sedran, Chef der Marke Volkswagen Nutzfahrzeugekonstatiert im Interview mit dem Handelsblatt der Branche einen größeren Realismus, was die Erwartungen an das autonome Fahren betrifft: "Alle sind sehr viel skeptischer und vor allem viel realistischer geworden. Das hat auch einen positiven Effekt, denn nun wird intensiv an realitätsnahen Konzepten gearbeitet."