Die deutsche Automobilindustrie wehrt sich gegen die EU-Pläne zu einer weiteren Verschärfung der Abgasvorschriften beim Standard Euro 7. "Gerade auch vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie und der dadurch ausgelösten wirtschaftlichen Krise rate ich der EU-Kommission abzuschätzen, wie die Wirtschaft aus dieser Krise herauskommt, bevor eine mögliche Verschärfung von Maßnahmen überlegt wird", sagte VDA-Chefin Hildegard Müller der Automobilwoche.
Bei einer Neuregelung sollten die tatsächlichen Verbesserungen der Luftqualität berücksichtigt werden. "Verbesserungen, die nur einen geringen Effekt haben, aber individuelle Mobilität unverhältnismäßig teuer machen, gilt es zu vermeiden", betonte der Verband der Automobilindustrie in seiner schriftlichen Stellungnahme zu den Brüsseler Plänen, die der Automobilwoche vorliegt. Rückendeckung erhält die Industrie vom ADAC, der sich ähnlich äußert und zudem für eine Vereinfachung der Verfahren plädiert. "Typzulassungen und Testprozeduren sind für die Autobauer nicht immer kosteneffizient", heißt es darin.
Auch der Daimler-Konzern erwartet mit der ab 2021 verpflichtenden Abgasnorm Euro 6d deutliche Verbesserungen der Luft in Ballungsräumen. Das Unternehmen betonte in einer der Automobilwoche vorliegenden Stellungnahme zum geplanten Euro-7-Standard: "In der aktuellen Situation ist es der Industrie (...) nicht möglich, Entwicklungen auf Verdacht als Vorsorge für kommende Regulierungen zu stemmen. Dies führt zu Vorlaufzeiten, die aktuell eine Veränderung der Emissionsstandards frühestens ab 2026/27 realistisch erscheinen lassen."
Ein Daimler-Sprecher bestätigte, dass Daimler auch Teil einer Beratergruppe für den neuen Emissionsstandard sei. Er sagte aber lediglich: "Nicht zuletzt aus den Erfahrungen rund um die Einführung von WLTP lässt sich ableiten, dass eine frühzeitige Verabschiedung der entsprechenden Gesetze eine Voraussetzung dafür ist, eine reibungslose Umsetzung im Unternehmen sicherzustellen." Die Umstellung auf das neue Testverfahren hatte 2018 bei fast allen deutschen Herstellern zu Absatzlücken geführt, weil Modelle nicht rechtzeitig zugelassen werden konnten.