Einen Tag zuvor war sich EU-Kommissar Günther Oettinger noch sicher: "Es kommt zu einem Handelskrieg." Höhere Zölle auf deutsche Autos mit all den negativen Folgen für die Industrie und die Konjunktur schienen nur eine Frage der Zeit. Nun aber gibt es einen Hoffnungsschimmer. Die Chefs der wichtigsten Autohersteller Volkswagen, Daimler und BMW sowie des Zulieferers Continental waren bei US-Botschafter Richard Grenell in Berlin und haben sich für den Abbau für Zöllen auf beiden Seiten ausgesprochen.
Das ist ein wichtiges Symbol im Handelsstreit zwischen den USA und Europa. Denn erstmals haben die Protagonisten miteinander und nicht per Twitter übereinander gesprochen. Nur so lassen sich Missverständnisse ausräumen und beide Positionen sachlich darlegen. In der Tat leuchtet wenig ein, warum amerikanische Autos bei der Einfuhr nach Europa mit einem Zoll in Höhe von zehn Prozent belegt werden, während es umgekehrt nur 2,5 Prozent sind. Die Lösung kann nur bedeuten, solche Barrieren in Zukunft abzuschaffen.
Doch hier wird es kompliziert. Die Franzosen plädieren für eine harte Haltung gegenüber Donald Trump. Und neben Europa und den USA müssten bei einem solchen Abkommen vermutlich auch Japan, China und Südkorea als wichtige Autoproduzenten dabei sein, um gleiche Verhältnisse zu schaffen. Die Gefahr ist groß, dass Trump wie in der Vergangenheit auf bilaterale Abkommen aus ist, um sich einen Vorteil zu sichern – obwohl dafür eigentlich die Welthandelsorganisation WTO zuständig ist. Umso wichtiger ist es, den Dialogfaden jetzt nicht wieder abreißen zu lassen. Denn eines ist klar: Bei einem echten Handelskrieg, wie ihn EU-Kommissar Günther Oettinger bereits heraufziehen sieht, wird es nur Verlierer geben.
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Kommentar: Wenn schon Handelskrieg, dann richtig
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