Vor dem Autogipfel im Kanzleramt am 5. Mai verlangt die Branche eine Ausweitung der Kaufprämie auf saubere Verbrennerfahrzeuge. "Wichtig ist: nicht nur für Elektroautos. Wir müssen auch den Umstieg von nicht mehr zeitgemäßen Fahrzeugen auf emissionsarme neue Diesel- und Benzinfahrzeuge anreizen", sagte Daimler-Betriebsratschef Michael Brecht der Automobilwoche. Die Produktion anzukurbeln und am Ende die Fahrzeuge nicht absetzen zu könne, bringe nichts. Brecht plädierte zudem für eine länderübergreifende Lösung. "Wir brauchen auf die Frage der Bewältigung der wirtschaftlichen Corona-Rezession eine europäische Antwort. Hier muss Deutschland als Zugpferd der EU einen Vorschlag machen."
Eine Koppelung an niedrige CO2-Emissionen sei "einfach vernünftig", sagte Arndt G. Kirchhoff, Vizepräsident des Verbands der Automobilindustrie, der Automobilwoche und ergänzte: "Damit sind allerdings nicht nur Elektroautos gemeint, weil deren Einsatz sich nicht überall eignet und weil diese bereits mit 6000 Euro gefördert werden". Gemeint seien insbesondere auch Diesel ab der Abgasnorm Euro 6d-Temp, die einen Klimabeitrag leisten.
Kirchhoff kann sich aber auch vorstellen, den Kaufanreiz auf andere Sektoren auszudehnen. "Als Mann der Gesamtwirtschaft geht es mir auch darum, dass möglichst unser gesamtes System wieder hochfährt. Ich wäre für eine Art Gutscheinsystem, dass die Menschen zum Konsum animiert, und bei dem sie entscheiden können, ob sie sich ein Auto kaufen wollen oder vielleicht lieber ein Möbelstück oder etwas anderes."
Die Branche drängt auf eine zeitnahe Entscheidung. "Es muss zu einer schnellen Lösung kommen, denn ein langes Hin und Her würde die Verbraucher nur von ihrer Kaufentscheidung abhalten", sagte Stefan Wolf, Chef des Arbeitgeberverbands Südwestmetall und des Zulieferers ElringKlinger, der Automobilwoche. Auch das Kfz-Gewerbe fordert Tempo. "Mit Ankündigungen, deren Umsetzung auf sich warten lässt, gäbe man dem Handel Steine statt Brot", erklärte ZDK-Präsident Jürgen Karpinski. Die Höfe der Händler seien nach den Zwangsschließungen der Verkaufsräume voll mit vorfinanzierten Autos. Viele Betriebe stünden mit dem Rücken zur Wand.
Zuletzt hatten auch Autobauer wie BMWund VWvorgeschlagen, staatliche Zuschüsse an Umweltauflagen zu koppeln. BMW-Chef Oliver Zipse sprach ebenfalls von einer "Innovationsprämie". Ähnlich äußerte sich Niedersachsens Ministerpräsident und Volkswagen-Aufsichtsrat Stephan Weil (SPD). Die Chefin des Autobranchenverbands VDA, Hildegard Müller, sprach sich für breit angelegte Hilfen aus. "Denn nur mit einer solchen Breitenwirkung ergibt sich ein signifikanter Effekt auf die Kaufentscheidungen der Kunden und damit auf die Produktion und die gesamte Wertschöpfungskette." Auch Umweltministerin Svenja Schulze zeigte sich offen für eine "Innovationsprämie".
Vor dem Treffen in Berlin soll es in der Woche vom 27. bis 30. April einen Gipfel der Autoländer geben, der vom Staatsministerium Baden-Württemberg in Stuttgart iniitiert wird. In einer Videokonferenz treffen sich die Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Baden-Württemberg), Markus Söder (Bayern) und Stephan Weil (Niedersachsen). Armin Laschet, Ministerpräsident des ebenfalls automobillastigen Bundeslandes Nordrhein-Westfalen, ist offenbar nicht eingeladen. Die Länder wollen klären, mit welchen Forderungen sie gegenüber der Bundesregierung auftreten. Am 5. Mai soll es einen Autogipfel im Bundeskanzleramt in Berlin geben.
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