"Auftragsbestand aktuell 30 Prozent über Vorjahreswert"

Hätte man Christian Bauer im Frühjahr gefragt, er hätte es nicht zu hoffen gewagt. Zu ungewiss war die Situation mitten in der Corona-Krise. Doch der Deutschland-Vertriebschef von Audi kann wieder auf gute Verkaufszahlen blicken. Auf dem Heimatmarkt verzeichneten die Ingolstädter im September im Neuwagenbereich ein Plus von 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr, die Neuzulassungen liegen mehr als 40 Prozent im Plus – und damit deutlich über dem Durchschnitt.

"Unser Auftragsbestand liegt aktuell rund 30 Prozent über dem Vorjahreswert, diese Autos liefern wir in den nächsten Monaten an unsere Kunden aus. Wir sind daher zuversichtlich, dass wir die nächsten Monate bis Ende des Jahres jeweils mit einem Plus im Vergleich zum Vorjahresmonat abschließen werden", sagte Bauer gegenüber Automobilwoche.

Dabei waren die Neuwagenverkäufe nach dem Ende des Lockdowns nur langsam wieder in Schwung gekommen. Die Lücke, die die Corona-Krise im Frühjahr gerissen hat, wird man deshalb bis zum Ende des Jahres trotz der aktuell guten Entwicklung nicht mehr schließen können, sagt auch Bauer. Noch im Juli lagen die Neuzulassungen der Marke mehr als 20 Prozent unter dem Vorjahr. Während des Lockdowns im März und April hatte man nur noch einen Bruchteil der Fahrzeuge verkauft. Viele Händler berichten also auch jetzt noch davon, dass sie bislang weit entfernt von der vertraglich festgelegten Zielerreichung stehen.

Hinzu kommt: Zwar haben sowohl Verkäufe als auch Neuzulassungen im September deutlich angezogen. Die Premium-Konkurrenten BMW und Mercedes verzeichneten nur einen Zuwachs von knapp zwei Prozent – doch auf höherem Niveau. Während im vergangenen Monat laut Kraftfahrt-Bundesamt knapp 16.250 Neufahrzeuge von Audi zugelassen wurden, waren es bei BMW gut 20.000 und bei den Stuttgartern sogar mehr als 27.000.

Der Gebrauchtwagenbereich hat sich – bei Audi, wie auch im Gesamtmarkt - im Vergleich zum Interesse an Neufahrzeugen relativ schnell wieder erholt, die Nachfrage zog kurz nach Ende des Lockdowns schnell wieder an. Bereits den vierten Monat in Folge lag die Zahl Besitzumschreibungen in Deutschland im September laut KBA über dem Niveau des Vorjahres. Viele Händler haben kaum noch Bestände.

Die Preise für Gebrauchte haben sich jedoch nach dem Einbruch im Frühjahr bislang nicht wieder erholt und liegen immer noch unter Vorjahr. Dem will Audi entgegenwirken: "Das interne Geschäft fahren wir bewusst zurück, um im Gebrauchtwagenbereich die Restwerte zu stabilisieren – Rentabilität ist uns wichtiger als Volumen“, erläutert Bauer.

Dennoch: Für das kommende Jahr ist der Audi-Manager optimistisch. Man wolle den Marktanteil in Deutschland steigern und sieht sich dafür mit dem relativ jungen Produktportfolio gut aufgestellt. Derzeit liegt Audi laut Kraftfahrt Bundesamt bei einem Marktanteil von rund 6 Prozent. Konkrete Zahlen, wo Audi Deutschland am Ende des kommenden Jahres landen will, verrät Bauer aber nicht.

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