In welchen Bereichen erwarten Sie in der Fahrzeugproduktion zukünftig die größten Veränderungen?
Ganz klar im Bereich der Künstlichen Intelligenz. Wir nutzen KI schon, um im Presswerk eine Rissüberwachung an Einzelbauteilen durchzuführen. Wir lassen KI-basiert Schweißpunkte prüfen und ziehen so Rückschlüsse auf die Güte eines Schweißpunkts. Auch die Überwachung unserer Schrauber in der Produktion, um eine vorbeugende Instandhaltungsmaßnahme ideal zu planen. Es gibt viele weitere Ansätze. Das Thema KI wird in Zukunft einen anderen Stellenwert bekommen.
Was ist mit den Produktionsanlagen selbst?
Der Automatisierungsgrad wird sich ändern, aber anders als viele glauben. Oft heißt es, Automatisierung macht bestimmte Prozesse wirtschaftlicher, weil man keinen Menschen mehr für die Tätigkeit braucht, aber ich sehe das anders. Automatisierung muss im Einklang mit den Beschäftigten passieren. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind viel zu wertvoll, um sie dauerhaft ständig wiederkehrende Tätigkeiten ausführen zu lassen. Auch, wenn sich bestimmte Prozesse in der Fertigung eben nicht so einfach automatisieren lassen. Die Zusammenarbeit zwischen Menschen und Robotern wird ein Schlüsselelement in der Fahrzeugproduktion der Zukunft werden. Der Roboter macht die ständig wiederkehrenden, einfachen Tätigkeiten und der Mensch bleibt da verantwortlich, wo sich Prozesse nicht automatisieren lassen und wo eben einzigartiges Knowhow gefragt ist.
Besteht da nicht die Gefahr, Exzellenz in der Produktion zu verlieren?
Da muss man differenzieren. Es gibt bestimmte Umfänge, die automatisiert mit einem höheren Qualitätsniveau geleistet werden können als es Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können. Im klassischen Karosseriebau wurde früher in einer Schicht mit schweren Schweißzangen gearbeitet. Aber klar ist doch auch: Beim fünfhundertsten Schweißpunkt gibt es dann vielleicht mal eine Abweichung. Das ist normal, wir reden über Menschen. Einem Roboter passiert das nicht. Aber die perfekte Qualität in der Oberfläche und im Erscheinungsbild des Fahrzeugs, die werden immer Menschen sicherstellen. Auch, wenn sie zukünftig deutlich mehr Unterstützung durch KI bekommen werden. Von dieser Kombination verspreche ich mir viel: Das Knowhow der Menschen intelligent kombiniert mit den Möglichkeiten der Automatisierung und der künstlichen Intelligenz.
Kommen wir abschließend zu Ihnen persönlich: Sie sind als gebürtiger Ingolstädter jetzt Werksleiter des Audi-Standorts Ingolstadt. Haben Sie demnach schon als Kind in Audi-Bettwäsche geschlafen?
Man wird als Kind in Ingolstadt sicherlich mit Audi groß (lacht). Aber in meiner Familie war vorher niemand bei Audi. Im Erscheinungsbild der Stadt waren die vier Ringe natürlich trotzdem immer sehr präsent. Als Jugendlicher begegnen Ihnen dann auf der Straße die tollen Autos aus dem Werk, der besondere Fünfzylinder-Sound, oder das erste Audi Coupé. Deswegen war der Schritt zu Audi immer mein Ziel. Nach dem Wehrdienst habe ich in München studiert und da gab es auch Überlegungen, ganz wo anders hinzugehen. Aber die Leidenschaft für Audi und die Verbundenheit mit Ingolstadt waren am Ende größer.
Der eigentliche Bürgermeister von Ingolstadt sind Sie als Werksleiter vermutlich ohnehin?
Das sehe ich anders. Das ist wie in einer guten Ehe: Es geht nur miteinander. Wir arbeiten partnerschaftlich mit der Stadt zusammen, als größter Arbeitgeber der Region müssen wir das auch. Das funktioniert gut und ich bin mit meiner Rolle so auch sehr zufrieden (lacht).
Aus dem Datencenter:
Wer liefert was für den Audi A3 Sportback?