Arleth geht nach nur vier Monaten

Der Mahle-Konzern muss sich schon wieder einen neuen Chef suchen. Matthias Arleth war zu Jahresbeginn vom Zulieferer Webasto gewechselt. Doch nur vier Monate nach Amtsantritt verlässt der 54-Jährige das Unternehmen mit Sitz in Stuttgart und rund 72.000 Mitarbeitern weltweit schon wieder. Mahle und er hätten sich auf eine Beendigung der Zusammenarbeit zum 30. April geeinigt, heißt es in einer kurzen schriftlichen Mitteilung.

Der Grund liegt in Differenzen mit Aufsichtsratschef Heinz Junker. "Auch wenn wir letztlich unterschiedlicher Auffassung über die strategischen Weichenstellungen für Mahle sind, möchte ich Matthias Arleth im Namen des gesamten Mahle Teams für seinen großen Einsatz danken", sagte dieser. Was genau dahintersteckt, bleibt unklar. Bis zu einer Entscheidung über eine Nachfolgeregelung soll Finanzchef Michael Frick (55) die Geschäfte leiten.

Bei der Bekanntgabe von Arleths Verpflichtung im Oktober vergangenen Jahres hatte sich Junker noch ganz anders geäußert. "Mit Matthias Arleth haben wir sowohl einen ausgewiesenen Experten für Produktentwicklung in den Zukunftstechnologien als auch einen konsequenten Treiber von Transformationsprozessen gewonnen, um Mahle fit für die Zukunft zu machen", sagte er damals.

Warum bei der Besetzung einer so wichtigen Position offenbar nicht über die konkreten Vorstellungen zur strategischen Ausrichtung geredet wurde, bleibt wohl Junkers Geheimnis. Offenbar wollte Arleth zu viel Wandel, denn nun betont Junker in der Stellungnahme des Konzerns: "Wir sind davon überzeugt, dass die Geschäftsführung inmitten großer Herausforderungen den eingeschlagenen Weg der Transformation erfolgreich fortsetzen und damit die Wettbewerbsfähigkeit des Mahle Konzerns langfristig stärken wird."

Es ist nicht das erste Mal, dass der 72 Jahre alte Junker, der zuvor selbst von 1996 bis 2016 an der Spitze des Unternehmens stand und dann an die Aufsichtsratsspitze wechselte, die Führung des Unternehmens austauscht. So musste im März 2021 auch Arleths Vorgänger Jörg Stratmann das Unternehmen verlassen. Er war 2018 nach dem ebenfalls überraschenden Weggang von Wolf-Henning Scheider zu ZF an die Spitze von Mahle gerückt, im Laufe der Zeit aber immer stärker unter Druck geraten. Ihm wurde von Arbeitnehmerseite vorgeworfen, eine Zukunftsstrategie für die vom Verbrenner abhängigen Standorte verschlafen zu haben. Warum Junker ihn schließlich fallen ließ, ist nicht bekannt.

Beim einst mit Kolben für Verbrennungsmotoren groß gewordenen Zulieferer wurden in den vergangenen Jahren Tausende Jobs abgebaut und ein hartes Sparprogramm gefahren. In diesen unruhigen Zeiten wäre Stabilität an der Spitze sicher kein Fehler. Bewerber dürften nach den vielen Wechseln der vergangenen Jahre aber kaum mehr Schlange stehen.

Aus dem Datencenter:

Die 25 größten Automobilzulieferer weltweit der ersten drei Quartale 2021