Historisches Tief, aber negative Dynamik ist gestoppt

Im Juli 2022 wurden in Deutschland 205.911 Pkw neu zugelassen. Dies entspricht einem Minus von 12,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat und ist das niedrigste Juli-Ergebnis aller Zeiten. Verglichen mit den fünf Jahren vor der Pandemie betrug das Minus im abgelaufenen Monat 29 Prozent.

Kumuliert liegen die Neuzulassungen 11,3 Prozent unter Vorjahr. Es sind die niedrigsten Neuzulassungen nach sieben Monaten seit der Wiedervereinigung. Verglichen mit dem entsprechenden Zeitraum vor der Pandemie beträgt das Minus 30 Prozent.

Trotz des historisch niedrigen Ergebnisses, zeigt die Analyse, dass es zwar noch nicht zu einem Umschwung in eine Erholungsphase gekommen ist, aber die negative Dynamik der vergangenen Monate wurde gestoppt.

Die aktuelle Situation ist weiterhin eindeutig eine Angebotskrise. Fehlende Vorprodukte verhindern bisher immer noch einen verstärkten Abbau der hohen Auftragsbestände. Aber bei Halbleitern und anderen Komponenten zeichnet sich eine allmähliche bessere Verfügbarkeit ab.

So ist davon auszugehen, dass es in den kommenden Monaten zu Erholungstendenzen bei den Neuzulassungen kommen wird. Ein vollständiger Abbau der überhöhten Auftragsbestände noch in diesem Jahr ist aber nicht wahrscheinlich.

Für die verbleibenden fünf Monate geht die Automobilwoche von einem Plus von insgesamt sechs Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum aus. Dieses Plus resultiert aus einem Sockeleffekt durch die äußerst schwachen Monate September bis November vergangenen Jahres und der erwarteten Erholung aufgrund besserer Verfügbarkeit. Das würde für das Gesamtjahr Neuzulassungen in Höhe von 2,5 Millionen Pkw bedeuten. Damit würde das Vorjahresergebnis um knapp fünf Prozent verfehlt.

Würde die aktuelle Dynamik bis zum Jahresende weiter bestehen, fielen die Neuzulassungen auf zirka 2,4 Millionen Pkw.

Eventuelle Folgen des starken Anstiegs der Lebenshaltungskosten spiegeln sich in der aktuellen Neuzulassungsentwicklung noch nicht wider und werden bis Jahresende kaum Einfluss haben. Allerdings muss – wenn der hohe Auftragsbestand abgebaut sein wird – mit deutlich geringeren Neuzulassungen aufgrund rückläufiger Nachfrage als in den Jahren vor dieser Krise gerechnet werden.

Ein erster Hinweis auf sinkende Nachfrage liefern die Auftragseingänge: Laut dem Verband der Automobilindustrie (VDA) sind die inländischen Auftragseingänge für deutsche Marken im Juli um 32 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gesunken. Nach sieben Monaten liegen sie ein Prozent unter denen des Vorjahreszeitraums.

Die privaten und die gewerblichen Neuzulassungen hatten im Juli mit minus 13,1 Prozent beziehungsweise minus 12,8 Prozent eine ähnliche Entwicklung. Der Anteil von 34,8 Prozent für die privaten Zulassungen entspricht des Vorjahres und liegt ein Prozentpunkt unter dem mittleren Anteil der Jahre 2015 bis 2019. Im bisherigen Jahresverlauf liegen sie nun 3,7 Prozent im Minus. Für die gewerblichen Neuzulassungen beträgt das Minus nach sieben Monaten 15 Prozent.

Nach dem starken Jahresende 2021 mit einem Anteil von über 50 Prozent zeigen die alternativen Antriebe in Summe im bisherigen Jahresverlauf weiterhin kaum Dynamik. Sie kamen vergangenen Monat nach 44,0 im Juni auf 43,9 Prozent. Der Vergleich mit Juli 2021 zeigt ein Plus von 3,1 Prozentpunkten.

Die reinen Diesel-Pkw kamen auf 41.386 Neuzulassungen und büßten gegenüber dem Vorjahresmonat 11,3 Prozent ein. Der Marktanteil betrug 20,1 Prozent; im Vorjahr lag er bei 19,7 Prozent. Zum ersten Mal seit September 2019 konnten die Diesel-Pkw ihren Marktanteil gegenüber einem entsprechenden Vorjahresmonat steigern. Die Benziner verbuchten ein Minus von 20,5 Prozent und kamen auf eine Marktdurchdringung von 36 Prozent. Gegenüber dem Vorjahresmonat bedeutet dies einen Rückgang von 3,4 Prozentpunkten.

Nachdem die reinen E-Mobile im zweiten Halbjahr vergangenen Jahres Monat für Monat neue Rekorde verbucht hatten, kam es am Jahresanfang zu einem deutlichen Einbruch auf 11,3 Prozent. Im abgelaufenen Monat betrug das Plus 13,2 Prozent. Der Marktanteil lag mit 14,0 Prozent in etwa auf dem Niveau der vergangenen Monate und weiterhin deutlich unter den alten Höchstständen von bis zu 21 Prozent. Im Vorjahresvergleich gibt es aber immer noch ein Plus von 3,2 Prozentpunkten.

Die Hybride ohne Stecker verloren 8,6 Prozent und erzielten einen Marktanteil von 17,6 Prozent. Damit lagen sie wieder klar hinter den reinen Diesel-Pkw und verfehlten den Rekordmarktanteil von über 20 Prozent aus März deutlich.

Die Plug-in Hybride verloren 21,4 Prozent und erzielten einen Marktanteil von 11,5 Prozent. Dies sind 1,2 Prozentpunkte weniger als im Vorjahresmonat.

Bei einem Gesamtmarktrückgang von 12,9 Prozent gab es fünf Marken unter den Top 15, die ihre Neuzulassungen im Vorjahresvergleich steigern konnten. Das deutlichste Plus mit 23,2 Prozent verzeichnete – wie schon in den beiden Vormonaten - Dacia. Die 5.716 Neuzulassungen brachten die Marke auf Platz 12 des Herstellerrankings. Vor einem Jahr lagen sie lediglich auf Rang 15. Seat konnte mit plus 9,2 Prozent ebenfalls deutlich zulegen.

Die deutlichsten Verluste fuhren Renault (minus 43,1 Prozent), Fiat (minus 30,6 Prozent) und Ford mit minus 29,5 Prozent ein.

Trotz überdurchschnittlicher Verluste von 19,8 Prozent bleibt VW eindeutiger Marktführer. Der Marktanteil betrug im Juli 19,4 Prozent. Mit einem Anteil von 8,4 Prozent belegte BMW Platz zwei vor Mercedes (8,0 Prozent). Die Nummer vier, Audi, kam auf einen Marktanteil von 7,9 Prozent. Skoda komplettierte mit einem Marktanteil von 6,4 Prozent die Top Fünf.

Nach sieben Monaten und einem Gesamtmarktrückgang von 11,3 Prozent sind drei der Top 15 Marken im Plus. Die stärksten Gewinne verzeichnet Dacia mit plus 40,4 Prozent vor Kia (plus 15,9 Prozent) und Toyota mit plus 8,5 Prozent. Die größten Verluste im bisherigen Jahresverlauf mussten Renault (minus 29,7 Prozent), Peugeot (minus 27,1 Prozent) und VW mit minus 19,1 Prozent hinnehmen.

Die schwache Entwicklung bei den Neuzulassungen hat auch auf dem Gebrauchtwagenmarkt Spuren hinterlassen. Im Juli lagen die Besitzumschreibungen 28,2 Prozent unter Vorjahr. Es war das niedrigste Ergebnis in einem Juli seit der Wiedervereinigung. Nach sieben Monaten liegen sie 16,4 Prozent im Minus. Verglichen mit dem mittleren Wert des entsprechenden Zeitraums von 2015 bis 2019 beträgt das Minus mehr als 23 Prozent. Erst wenn wieder vermehrt gebrauchte Pkw durch Neuwagen ersetzt werden, ergibt sich Potenzial für eine Belebung des Gebrauchtwagenmarktes.

Aus dem Datencenter:

Pkw-Neuzulassungen in Deutschland im Juli 2022

Neuzulassungen in einem Juli in Deutschland von 2000 bis 2022

Marktanteile der Top-15-Marken im Juli 2022 in Deutschland

Entwicklung der inländischen Auftragseingänge für deutsche Marken bis Juli 2022

Top 15 Markenentwicklung Juli 2022 Deutschland

Marktanteile von deutschen Premium- und Volumenmarken und Importeuren – Juli 2022 und Entwicklung

Monatliche Marktanteile und Neuzulassungen nach alternativen Antriebsarten in Deutschland Januar 2019 bis Juli 2022

Marktanteile nach Antriebsarten im Juli 2022

Marktanteilsveränderung nach Antriebsarten in Deutschland im Juli 2022

CO2-Ausstoß der neuzugelassenen Pkw in Deutschland bis Juli 2022